Viel Gefühl im Walzertakt

TRIER. Eine Silvesterparty, und das am 4. Dezember! Der weltbekannte Stargeiger André Rieu machte es möglich, dass am Samstagabend 4000 Menschen in der ausverkauften Arena begeistert den Jahreswechsel simulierten - der Abend wird in der Silvestergala im ZDF ausgestrahlt.

Der Fuhrpark ist beeindruckend. 13 "André Rieu"-Busse und -Lastwagen stehen Samstagabend eng an eng rund um die Arena. Schon vier Tage ist der Tross in Trier, um hier die Sendungen für die ZDF-Weihnachtsshow und -Silvestergala aufzunehmen. Direkt nach dem Konzert am Freitagabend vor 2000 Zuschauern wurde bis in die Morgenstunden die weihnachtliche Dekoration abgeräumt. Jetzt tauchen Glitzerfolie, 70 strahlende Kronleuchter und Tausende von Luftballons die Arena in eine festlich-ausgelassene Stimmung. Viele Gäste sind dem Anlass einer Silvestergala entsprechend gekleidet. Sie in noblem Abendkleid, er mit schwarzem Anzug und Fliege - da wirkt der Nebenmann mit Rollkragenpulli und derbem Jackett eher deplaziert. "13 Stunden hin, 13 Stunden zurück", grummelt der Hamburger mit spitzer Zunge und deutet auf die teuersten Sitzplätze vor der Bühne. Dort unten sitzt der Grund für seine Anreise - seine Frau, die kaum ein Konzert von André Rieu auslässt. Auf die Minute pünktlich betritt das 40-köpfige Johann-Strauß-Orchester in Frack und Ballkleid die Bühne und mit ihm der Star des Abends: André Rieu, Stargeiger aus dem holländischen Maastricht. Noch bevor der erste Ton erklingt, erhebt sich das Publikum und spendet dicken Applaus. "Als würde ein alter Mann die Bühne betreten", lästert der Hamburger, der sich nun mit verschränkten Armen auf seinem Sitz einigelt. Dabei hat er für seine Kritik keinen Grund. Charmant und witzig zieht Rieu die Leute in seinen Bann und provoziert Riesenbeifall - schließlich soll am 31. Dezember die Nation mit Silvester-Stimmung aus Trier beglückt werden. "Haben Sie Zeit?", ruft Rieu in die Menge und wird mit einem tausendfachen "Ja!" belohnt. Routiniert spult der Walzer-König sein Programm ab, startet schneidig mit den "Alten Kameraden", zu denen er passend ein römisches Sextett präsentiert. Apropos Römer: Sollte nur ein Teil der Bemerkungen von Rieu über Trier in der Fernsehsendung ausgestrahlt werden, wäre das noch immer ein gigantischer Werbecoup für die Stadt. Kaum eine Ansage zwischen den Stücken, ohne Trier zu erwähnen - allein dafür hat der Mann Beifall verdient. Was sich nun in den nächsten Stunden in der Arena abspielt, ist ein musikalischer Querschnitt von Marsch über Musical bis traditionelles Volkslied. Im Mittelpunkt steht der Walzer, für den Rieu bereits zu Studienzeiten seine Liebe entdeckte. Die Volksnähe und Lebensfreude des Walzers steckt auch das Trierer Publikum an, das sich nicht lumpen lässt, aufsteht und paarweise im Dreivierteltakt vor der Bühne schwingt. Dass das Gros von ihnen Schüler einer Trierer Tanzschule sind, die eigens darum gebeten wurden, ist dabei nebensächlich - ihnen gleich folgen später viele Paare. Genauso präzise und stimmungsvoll wie das Orchester zeigen sich die Platin-Tenöre und Sopranistinnen, die sich allesamt mit "Halleluja" vom offiziellen Programm verabschieden. Das dann folgende Dutzend Zugaben - mit dabei Überraschungsgast DJ Ötzi - verwandelt zumindest den Bühnenvorraum in eine Mega-Partyzone mit Polonaisen, Schneegestöber und platzenden Luftballons. Was auch den Hamburger letztlich zum Entfachen bereitliegender Wunderkerzen bewegt. "Einfach nur klasse", meint eine junge Schweicherin zu dem vom Trierischen Volksfreund präsentierten dreieinhalbstündigen Konzert. Die Motoren der André-Rieu-Busse laufen bereits auf Hochtouren, die ersten Musiker kommen schon aus dem Hintereingang - noch in der Nacht geht es nach Maastricht.

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