Wenn Gedankenwelten auf Dialogwelten prallen

Trier · Komödie "Hinter der Fassade" belebt Theaterstudio neu.

 Vanessa Jeker, Benjamin Schardt, Marie Scharf und Niklas Maienschein (von links) stellen sich mit der bitterbösen Beziehungskomödie „Hinter der Fassade“ dem Trierer Theaterpublikum vor. Foto: Simon Hegenberg

Vanessa Jeker, Benjamin Schardt, Marie Scharf und Niklas Maienschein (von links) stellen sich mit der bitterbösen Beziehungskomödie „Hinter der Fassade“ dem Trierer Theaterpublikum vor. Foto: Simon Hegenberg

Foto: (wh_wtl )

Trier (mehi) Ein Abendessen mit Freunden. Daniel hat seinen besten Kumpel Patrick eingeladen. So weit, so alltäglich. Problematisch wird's, weil Patrick seine neue Flamme Emma mitbringt. Und weil seine Ex-Frau die beste Freundin von Daniels Gattin Isabelle ist. Die wiederum zeigt sich solidarisch mit der Genossin, andererseits befürchtet sie, dass ihr Mann angesichts des jungen Glücks auf ähnlich dumme Gedanken kommt.
Klingt etwas kompliziert, vereinfacht aber die Sache. Denn abstruse Sachverhalte haben das Ding zum Lustspiel - wenn‘s tragisch genug ist. Denn: "Ohne Dramatik keine Komödie", sagt Caroline Stolz, Schauspieldirektorin am Theater Trier, "damit es rührend komisch wirkt. Sonst bleibt es ein Witz." "Hinter der Fassade (Die Kehrseite der Medaille)" des französischen Autors Florian Zeller sei eine schöne, kleine Komödie. "Er schreibt gute Dialoge."
"Hinter der Fassade" ist das erste Stück, das Stolz als Spartenchefin in Trier inszeniert. Unbekannt ist sie den Zuschauern nicht, hat sie doch 2013 in "Der nackte Wahnsinn" und 2015 in "Der Vorname" am Augustinerhof Regie geführt - Letzteres ebenso wie das aktuelle Werk eine französische Beziehungskomödie.
"Die Kombination aus psychologischem Arbeiten und komödiantischem Handwerk interessiert mich sehr." Und: jede Komödie ist auch immer eine Tragödie, wie auch jede Tragödie stets eine Komödie ist."
Zellers Werk ist noch ganz frisch auf den Bühnen - die Aufführung in Trier ist die zweite in Deutschland. Die erste war im Dezember in Hamburg - mit Herbert Knaup als Daniel. "Mich wundert das", sagt Stolz, "weil es ein gutes Stück ist." Überhaupt werde Zeller eher selten gespielt in Deutschland.
"Er hat einen besonderen Kniff eingebaut", sagt Stolz. Während sich die Protagonisten höflich geben, darf der Zuschauer hinter die Fassade schauen: "Er kann die Gedanken der Figuren hören. Sie wenden sich direkt an die Gäste und sagen die Wahrheit. Dann switchen sie wieder zurück." Das zeige die Diskrepanz zwischen Sein und Schein. "Dadurch entsteht Komik. Es ist lustig, wie Gedankenwelten aufeinanderprallen und auch Dialogwelten."
Anders als Stolz geben die vier Darsteller bei der Premiere am Freitag, 13. Oktober, ihr Debüt: Benjamin Schardt (Daniel), Vanessa Jeker (Isabelle), Niklas Maienschein (Patrick) und Marie Scharf (Emma). "Die Kollegen kannten sich vorher nicht", erzählt Stolz. "Sie gehen sehr respektvoll miteinander um, spielen aber gleichzeitig schonungslos miteinander. Das ist eine Freude."
Premiere: Freitag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, Studio. Karten: Theaterkasse, Telefon 0651/718-1818.

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