Wild und flügellahm

TRIER. (gkl) Helmut Lörscher, Pianist und Professor der Breis- gauer Musikhochschule, wurde in Wittlich geboren. Heute ist er renommierter Lehrer für Klavierspiel in Freiburg. Auf Einladung des Trierer Konzertchores kam er zu einem Konzert in das Kurfürstliche Palais.

Der Schwerpunkt von Helmut Lörschers Arbeit liegt ganz klar im Jazz. Höhepunkte seines Programms waren die drei Sätze aus Friedrich Guldas Komposition "Play Piano Play" und die nicht vorgeplante Zusammenstellung von Jazzimprovisationen zum Schluss. Bei "Take the A-Train" von Billy Strayhorn, bekannt geworden als Erkennungsmelodie der Duke-Ellington-Band, oder "Stella by Starlight" von Viktor Young ergriff ihn der Rhythmus von Kopf bis Fuß. Teilweise schien er sein Publikum nicht mehr wahrzunehmen, verschmolz mit der Musik, deutlich erkennbar daran, dass er nicht selten mitsang oder aber durch schnalzende und zischende Laute sein Spiel begleitet. Dass die Werke der klassischen Klavierliteratur (Johann Sebastian Bachs Partita e-Moll, BWV 830 und Ludwig van Beethovens Mondscheinsonate) bei aller technischen Brillanz nicht denselben Qualitätsanspruch erfüllten, hatte verschiedene Gründe, die natürlich auch vom Solisten zu verantworten waren. Hauptgrund aber war ein Flügel, der sich für diese Musik in einem geradezu jämmerlichen Zustand befindet. Krächzende Pianissimo-Töne, Klang insgesamt dumpf und matt, das Geklacker der Mechanik unüberhörbar - da kann sich ein Pianist noch so sehr bemühen, es kommt kein Genuss auf. Es spricht für Lörscher, dass diese Missstände bei den Jazzanteilen seines Konzertes nicht so deutlich zum Tragen kamen und die Qualität seiner Darbietungen von diesen technischen Unbillen ablenkte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort