Wohllaut eines Landedelmanns

TRIER. Kurt Moll, der seit vie-len Jahren weltweit bedeutendste Bassist im deutschen Opernfach, wird am kommenden Samstag, 19 Uhr, im Theater einen Lieder- und Arienabend geben.

Helen Donath, Franz Grundheber - Trier war im letzten Jahr verwöhnt mit Auftritten von Weltklasse-Sängern. Am bevorstehenden Eröffnungswochenende der diesjährigen Antikenfestspiele kann diesen Namen ein weiterer hinzugefügt werden: Eigens für das vom Trierer Wagner-Verband mitveranstaltete Konzert hat der Sänger ein Programm zum Thema "Mythos und Gral" zusammengestellt.Wer auf der Bühne und im Konzertsaal noch in einem Alter stimmlich seinen Mann steht, in dem andere schon längst in Rente gegangen sind, der muß seine Gesangslaufbahn klug angelegt, umsichtig Stimmhygiene betrieben, Repertoire und Auftritte sinnvoll eingegrenzt haben. Nicht von ungefähr unterrichtet Kurt Moll seit gut einem Jahrzehnt als Gesangsprofessor an der Musikhochschule Köln. Unweit der Domstadt, im Örtchen Buir, ist er vor 65 Jahren zur Welt gekommen. Und aus Köln bringt er auch seinen Klavierbegleiter mit: Jochen Schaaf, der dem Trierer Publikum noch aus seiner Zeit als Solorepetitor und Kapellmeister am hiesigen Theater in Erinnerung sein dürfte.Paraderolle ist der Ochs von Lerchenau

Mainz, Wuppertal, Köln, Hamburg: Das waren nach dem Aachener Bühnendebüt 1961 als Lodovico in Verdis "Otello" die Stationen von Kurt Molls Bühnenkarriere. 1968 gab er sein Festspieldebüt in Bayreuth, zwei Jahre später auch in Salzburg, wo er maßgeblich von Herbert von Karajan gefördert wurde. Unter seiner Leitung sang er auch den Ochs im "Rosenkavalier": Noch vor dem Osmin in Mozarts "Entführung" sang er Wagners König Marke, Pogner und Gurnemanz, seine Glanzpartie, auf allen großen Opernbühnen der Welt von Wien bis zur Met. Kein Wunder: Der Baron auf Lerchenau blieb durch die Noblesse von Kurt Molls Stimme und Darstellung stets ein Landedelmann und verkam bei ihm nicht zur Schießbudenfigur. Monologe und Szenen aus Opern von Wagner und Strauss bilden denn auch einen Schwerpunkt des Trierer Konzertprogramms.Wie schön ist doch Musik - wenn sie vorbei ist

Daneben kann sich das Publikum von Kurt Molls nicht minder bedeutenden Qualitäten als Liedersänger überzeugen. Haydn, Schubert (unter anderem die Goethe-Vertonungen "Ganymed" und "Prometheus") und Balladen von Altmeister Carl Loewe, darunter "Odins Meeresritt" und "Archibald Douglas": Ein mythologisch-balladeskes Bilderbuchprogramm für einen Bassisten mit dem Wohllaut und der Legato-Kultur eines Kurt Moll."Wie schön ist doch die Musik" kann er schließlich als krankhaft geräuschempfindlicher Kapitän a. D. Sir Morosus in Richard Strauss‘ musikalischer Komödie "Die schweigsame Frau" resümieren und ironisch fortfahren: Aber wie schön erst, wenn sie vorbei ist...Karten: Theaterkasse, Telefon 065/7181818, Internet: www.antikenfestspiele.de

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