Zittern um Attila

TRIER. (DiL) Heute Abend um 21 Uhr beginnt die zweite Premiere der Trierer Antikenfestspiele. Bei Verdis Oper "Attila" dürfte das Wetter eine entscheidende Rolle spielen.

Wahrscheinlich wird erst spät entschieden, ob die schwierige Wetterlage eine Aufführung im Amphitheater zulässt oder ob die Arena als Ausweichquartier genutzt werden muss. In den letzten Jahren war es stets gelungen, zumindest die Premieren unter freiem Himmel stattfinden zu lassen. Einzige Ausnahme: "Oedipus Rex" im Jahr 1999. Wie die Entscheidung diesmal ausfällt, können Besucher unter der Hotline 0651/7181817 oder auf der Homepage www.antikenfestspiele.de erfahren. Eine Vorab-Information ist auch empfehlenswert, was den Inhalt der Oper angeht. Denn es wird Italienisch gesungen, und eine Übertitelung ist nicht möglich. Der Blick in den Opernführer könnte sich als irreführend erweisen, denn die Trierer Aufführung hat die teilweise recht konfuse Originalhandlung in vielen Punkten vereinfacht und auf eine symbolische Ebene gehoben.Und so sieht die Handlung des Trierer "Attila" aus: Als kleines Kind muss Odabella erleben, wie bei der Eroberung ihrer Heimatstadt ihr Vater, der Herrscher von Aquilea, erstochen wird. Attila, der Eroberer, nimmt das Messer und die Insignien der Macht an sich. Foresto, ihr väterlicher Freund, bringt das Mädchen vor Attila in Sicherheit. Jahre später gerät Odabella nach einer Schlacht in die Gefangenschaft der Hunnen. Sie richtet ihre Mitgefangenen auf, weil sie sich Attila und seinen Männern mutig entgegenstellt. Der König, von ihrem starken Auftreten beeindruckt, überlässt ihr das Messer, mit dem einst ihr Vater getötet wurde. Gegen alle Konventionen verlieben sich Odabella und Attila in einander. Aber Attila ist nicht der einzige, der Odabella begehrt. Der römische Feldherr Ezio interessiert sich gleichfalls für sie. Er bietet Attila einen Deal an: Letzterer möge ihm Italien - und Odabella - überlassen, im Gegenzug werde er ihn nicht daran hindern, den Rest der Welt zu erobern. Attila lehnt empört ab. Derweil haben sich die Überlebenden der Schlacht hinter Foresto gesammelt, der inzwischen nicht mehr nur väterlicher Freund, sondern auch Verlobter von Odabella ist. Er glaubt seine Freundin tot. Als er sie im hunnischen Lager wiederfindet, beschwört er sie im Namen ihres ermordeten Vaters, Attila zu töten. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Attila wird unterdessen von Albträumen heimgesucht, in denen ihm Odabellas toter Vater erscheint. Gegen alle Widrigkeiten bleiben er und Odabella dennoch ein Paar.Ein Herrscher, der sich von allen verraten fühlt

Ezio und Foresto schließen ein Zweckbündnis, um Attila auszuschalten. Foresto schenkt dem König vergifteten Wein ein, aber Odabella verhindert in letzter Sekunde, dass er davon trinkt. Sie verhindert aber auch, dass der zornige Attila Foresto tötet. Hin- und hergerissen, stimmt sie der Hochzeit mit Attila zu. Beim Hochzeitsfest versuchen Ezio und Foresto ein letztes Mal, Odabella "umzudrehen". Noch einmal wird ihr toter Vater beschworen. Der Druck auf sie wird immer größer. Attila fühlt sich von allen verraten. Die Masse stürmt auf ihn ein, und am Ende stirbt er genau so wie Odabellas Vater zu Beginn. Die Besetzung ist schon zahlenmäßig opulent: Chor, Extra-Chor und Konzertchor bringen fast 100 Sänger auf die Beine, dazu kommen 20 Statisten. Das Philharmonische Orchester ist auf 96 Musiker verdoppelt worden. Bei den Solisten gastieren Anja Kampe als Odabella und Simon Neal als Ezio. Aus dem Trierer Ensemble sind Laszlo Lukacs (Attila), Gor Arsenian (Foresto), Juri Zinovenko (Vater) und Eric Rieger (Uldino) mit von der Partie. Für alle Vorstellungen (7., 9., 12., 15. Juli, jeweils 21 Uhr) gibt es noch Karten (0651/7181818).

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