Gesang zwischen Engeln und Madonnen

Trier · "Schaurigschön und sagenhaft": Beim Trierer Kammerchor ist das Motto Programm. Die 15 Sänger mit Chorleiter Marcus Adams haben mehr als 250 Zuhörer beim Wandelkonzert im Museum am Dom mit professionell gesungenen Kindheitserinnerungen, Naturerlebnissen, Märchen, Liebe und Leidenschaft verzaubert.

 Starke Stimmen: Die Sänger des Kammerchors Portavoci erfüllen nicht nur den Raum mit ihrem hervorragenden Gesang. Der Klang entfaltet sich im gesamten Trierer Dommuseum. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Starke Stimmen: Die Sänger des Kammerchors Portavoci erfüllen nicht nur den Raum mit ihrem hervorragenden Gesang. Der Klang entfaltet sich im gesamten Trierer Dommuseum. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. "Galopp, galopp", schallt es durch das Trierer Dommuseum. Fast möchte man sich aufschwingen zu dem rasanten Ritt durch den tosenden Sturm, den die sieben Sängerinnen und acht Sänger im Alter zwischen 19 Jahren und Mitte 50 im Foyer mit ihren Stimmen unternehmen, so fordernd und energisch ist der Gesang.
"Windy Nights" ist eines der "Five Childhood Lyrics" von John Rutter, mit dem der Kammerchor Portavoci unter Leitung von Marcus Adams sein Wandelkonzert eröffnet. Herrlich witzig, weil stakkatoartig vorgetragen, der Song "The Owl and the Pussy-Cat" über die Eule, die sich in eine Katze verliebt, und der ein kleines Schwein zum Glück verhilft.
Kein Stuhl ist mehr frei, viele Gäste stehen, als sich die Sänger den Weg ins Foyer bahnen; von der Empore schauen weitere Zuhörer herunter - insgesamt sind es mehr als 250. Über die große Resonanz ist selbst Adams überrascht. "Schon 20 Minuten vor Konzertbeginn haben 100 Leute vor der Türe gewartet."
Sie werden nicht enttäuscht. Der Chor wandert weiter in einen kleinen Saal mit Deckenbildern aus konstantinischer Zeit, singt spielerisch anspruchsvolle englische Literatur aus dem frühen 17. Jahrhundert wie den Schwanengesang von Orlando Gibbons. John Bennets fünfstimmiges "All creatures now are merry minded" verwandeln die Sänger in eine majestätische Hymne. Die Stimmen schwellen an, angetrieben von den energischen Gesten des erst 28-jährigen Adams, der den Chor mit dezenten Bewegungen präzise dirigiert, füllen den Raum, werden weiter getragen bis in die hinterste Ecke des Museums.
"Es war, als hätt` der Himmel die Erde still geküsst ...", stimmt Altistin Sarah Rau die Gäste im Zwischengeschoss auf den dritten Konzertteil ein: romantische Gedichte von Goethe, von Eichendorff, von Chezy und Uhland, vertont von Felix Mendelssohn Bartholdy, vorgetragen von Stimmen, die musikalisch das weite Tal, den plätschernden Bach und die singende Nachtigall heraushören lassen - die Texte hätte es gar nicht gebraucht: Zwischenapplaus und Bravorufe.
Zwischen Engeln, Heiligen und Kurfürsten sind sakrale Werke wie Bruckners "Os justi" und das vierstimmige "Halleluja" von Randall Thompson zu hören, bevor es zum "Abendständchen" hinaus in den Garten geht, wo Brahms im Mittelpunkt steht. Mystische Klangbilder bilden - Romantik pur - die Sänger mit dem sechsstimmigen Stück "Vineta", bevor sie die laut applaudierenden Gäste mit "Waldesnacht" entlassen. Die Stücke des Konzerts haben am Vortag bereits 150 Zuhörer in der Wittlicher Synagoge genossen. mehi

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