Mal leicht, mal dramatisch und virtuos

Kloster Machern · Das Venice Baroque Orchestra und der italienische Geiger Giuliano Carmignola haben im Barocksaal des Klosters Machern gespielt. Auf dem Programm standen ausschließlich Stücke von Antonio Vivaldi, darunter die Vier Jahreszeiten.

Kloster Machern. Hermann Lewen, Intendant des Mosel Musikfestivals, strahlt nach dem Konzert des Venice Baroque Orchestra und des italienischen Geigers Giuliano Carmignola übers ganze Gesicht. "So etwas erlebt man nicht alle Tage", ruft er spontan. Tatsächlich haben die 250 Zuschauer im Barocksaal des Klosters Machern ein bemerkenswertes Konzert gehört, bei dem ausschließlich Stücke aus der Feder des Barockkomponisten Antonio Vivaldi gespielt worden sind. Oder sind es doch zwei Konzerte gewesen? Das 14-köpfige Venice Baroque Orchestra zuerst ohne und anschließend mit Giuliano Carmignola? Denn als dieser in das Konzert einsteigt, ändert sich der Charakter der Musik vollkommen. Carmignola gilt als einer der führenden Barockgeiger und einer der derzeit besten Interpreten für Stücke von Antonio Vivaldi.
Alleine spielt das Venice Baroque Orchestra leicht, locker und dennoch gekonnt. Die Streicher, unterstützt von Laute und Cembalo, bauen immer wieder mit einer spielerischen Leichtigkeit die Spannungsbögen in der Musik auf, als ob es das Einfachste auf der Welt wäre. Mal ein wenig beschwingt, mal ein bisschen sentimental und dann wieder imposant und kraftvoll treten sie auf. Die Musiker bilden ein harmonisches Kollektiv. Ihnen ist anzumerken, wie gut sie aufeinander eingespielt sind.
Doch als Carmignola zum Orchester auf die Bühne tritt, wirken die Musiker auf einmal gespannt und hochkonzentriert. Carmignola übernimmt als Solist die Führung des Konzerts, der die anderen Musiker antreibt. Immer wieder stampft er mit dem Fuß auf den Boden und gibt auch schon mal die Einsätze vor wie ein Dirigent, um dann selbst in die Musik einzusteigen. Carmignola wirkt dabei wie eine Diva mit Geige.
Doch es ist eine Diva, die mitreißt und die mit einer Virtuosität spielt, die ihresgleichen sucht. Dabei scheint jede Note, die er einmal in Begleitung des gesamten Orchesters, dann wieder nur untermalt von dem tiefen Brummen eines Cellos, aus seiner Geige hervorzaubert, etwas Bedeutungsschweres auszustrahlen. Wohl selten haben die Besucher die Vier Jahreszeiten mit einer solchen Dramatik gehört, wie sie Carmignola im Kloster Machern spielt.
Erst gegen Ende des Konzerts löst sich die Spannung bei den Musikern, zeigt der italienische Geiger auch mal ein Lächeln. Zwei Zugaben und lang anhaltender Applaus beenden ein außergewöhnliches Konzert. cst

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