Einmarsch im Viervierteltakt: Trier in alten Filmen

Trier · In Zusammenarbeit mit dem Trierer Filmforscher und Medienexperten Ralf Kotschka präsentiert der Trierische Volksfreund historische Filme aus Trier. Heute setzen wir die Serie fort: Nach dem Ersten Weltkrieg marschierten US-amerikanische Truppen in Trier ein.

Einmarsch im Viervierteltakt: Trier in alten Filmen
Foto: Filmarchiv

Einmarsch der Amerikaner (Film 5): Aus der Zeit des Ersten Weltkriegs sind keine bewegten Bilder aus Trier überliefert. Der Krieg unterbrach die Filmproduktion der Marzen-Familie. Als der Krieg 1918 endlich vorüber war, hatten die Trierer bis dahin noch keine direkte "Feindberührung" gehabt. Das änderte sich jetzt: Im Dezember 1918 marschierten amerikanische Truppen in Trier ein und besetzten die Stadt. Der Film war 1918 ein zu bekanntes Medium, als dass die amerikanische Armee es ignorieren konnte. Selbstverständlich waren die Kompanien mit Kriegsberichterstattern und Kameraleuten ausgestattet. Als Vorfilm in den Kinos sah man die neuesten Aufnahmen aus Europa als Wochenschau. Solchen Kriegsberichterstattern verdanken wir die bewegten Bilder vom Einzug der Besatzungstruppen in die Stadt Trier. Es handelte sich um die 89te Division unter General John J. Pershing. Der hatte vorher lange auf den Philippinen gedient und ließ beim Einzug in Trier nach Augenzeugenberichten seinen Lieblingsmarsch spielen: eine südostasiatische Volksweise im Viervierteltakt. Die Straßenbahn musste anhalten für den langen Treck aus Soldaten und Planwagen, ähnlich jenen, mit denen amerikanische Siedler den Wilden Westen erobert hatten. Für die Trierer Bevölkerung war das ein Kulturschock, an den sie sich aber schnell gewöhnen sollte..
Amerikaner in Trierer Kasernen (Film 6): Den amerikanischen Soldaten ging es wahrscheinlich nicht anders … "Saw some old old buildings", (auf Deutsch: "Habe einige sehr alte Gebäude gesehen"), notierte der Trompeter Benjamin E. Cruzan in seinem Kriegstagebuch. Hygiene war ein großes Thema: Überliefert ist, dass die Amerikaner in der Eifel erst einmal veranlassten, die Misthaufen neben den Bauernhäusern um 100 Meter zu versetzen.
Am Kiosk auf der Kreuzung vor der Porta Nigra hing ein Schild, das die amerikanischen Soldaten daran erinnerte, die Hände aus den Taschen zu nehmen, wenn sie die Stadt betraten. Die Verbrüderung mit den Deutschen war natürlich streng verboten. In Trier lag das zweite Hauptquartier der rheinischen Besatzungsarmee neben Koblenz, und wegen der vielen Kasernen hielten sich hier große Truppenteile auf. In den Kasernenhöfen wurden Reiterspiele veranstaltet, es gab Boxkämpfe und Fußballspiele unter freiem Himmel. Da man in den Monaten nach Kriegsende noch nicht wissen konnte, wie sich die Lage entwickeln würde, hielt man die kriegsmüden Truppen mit solchen Übungen und Manövern einsatzbereit.
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Parade auf der Eurener Flur (Film 7): Der Krieg war vorbei, und jeder Soldat wartete nur noch auf eine schnelle Heimkehr. Im April 1919 versammelte General Pershing die rheinischen Besatzungstruppen nochmals zu einer letzten großen Parade in Trier auf dem weitläufigen Gelände der Eurener Flur. Auf dem Flughafengelände rund um die Zeppelinhalle erlebte Trier einen riesigen Aufmarsch von Truppen und Material mit Tausenden von Soldaten. Amerikanische Flaggen am Moselufer verkündeten den Abzug. General Pershing dekorierte verdiente Soldaten, über der großen Menschenmenge kreisten Doppeldecker und hielten die Menschenansammlung aus der Luftperspektive mit Kameras fest. Einen ganzen Tag lang feierten die Amerikaner stolz ihr Engagement im Ersten Weltkrieg.
Allerdings hatten die USA zu diesem Zeitpunkt den Versailler Vertrag nicht ratifiziert, was bedeutete, dass sie erst 1921 offiziell Frieden mit Deutschland schließen konnten. So lange musste zumindest ein Teil des Militärs im Land bleiben.

In den Tagen und Wochen nach der Parade ging es dann für die meisten Soldaten auf die lange Überfahrt per Schiff zurück in die Heimat. Fast 7000 aber blieben bis 1921 im Rheinland stationiert, bis auch sie durch französische Streitkräfte ersetzt wurden.

Extra: Das Trierer Stadtmuseum Simeonstift zeigt in seinem Projektionsraum "Trier-Kino" über 60 Trier-Filme. Für seine Sammlung sucht es aktuell weiteres historisches Filmmaterial über Trier. Alte Amateurfilme sind ebenso willkommen wie Filmrollen vom Speicher (keine Videos etc). Fundstücke können bei der Verwaltung des Stadtmuseums abgegeben werden (montags bis freitags 9 bis 12 Uhr). red

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