Luxemburg: Ein „irreguläres“ Flugmanöver und seine unerwarteten Konsequenzen
Luxemburg · Nachdem die Amtsleiterin der Luxemburger Luftfahrtbehörde DAC zu energisch gegen Missstände in ihrem Bereich vorgegangen ist, musste sie ihren Posten räumen. Das berichtet der Spiegel.
Die Bilder sind spektakulär. Bei einem Jungfernflug in Seattle kippt eine Boeing 747-8F der Luxemburger Fluggesellschaft Cargolux kurz nach dem Start nach links, dann trudelt sie so weit nach rechts, dass die Tragfläche fast den Boden berührt. Obwohl das Video dieses riskanten Wing-Wave-Manövers vom 30. September 2014 mittlerweile etwa 2,8 Millionen Mal auf der Online-Plattform Youtube angeschaut wurde, blieb dieser Vorfall in Luxemburg bisher ohne Konsequenzen.
Cargolux selbst hat den Beinahe-Unfall als irreguläres Manöver bezeichnet und als einfache Störung des Flugbetriebs eingestuft. Das hat sogar die Luxemburger Pilotenvereinigung aufgebracht. Denn an Bord des Fluges war nach Spiegel-Informationen Wieger Ketellapper , der für die Flugsicherheit zuständige Betriebsleiter der Cargolux. Er und die anderen beiden Piloten behielten trotz des unverantwortlichen Manövers ihre Jobs. Ketellapper sei mittlerweile sogar zum Projektleiter Cargolux in China befördert worden.
Auch Christiane Weidenhaupt, Leiterin der Luxemburger Luftfahrtbehörde DAC, ging dem Fall nach. Ihre Nachforschungen ergaben, dass Ketellapper kein unbeschriebenes Blatt ist. Bereits Ende 2011 hätte er von Cargolux eilig aus Italien abgezogen werden müssen. Damals hatte die Fluggesellschaft gegenüber den italienischen Behörden einräumen müssen, dass unter Ketellappers Aufsicht sieben Flüge illegal geplant und ausgeführt worden waren.
Nach der Veröffentlichung dieser Recherchen musste jedoch nicht Ketellapper sondern Weidenhaupt gehen. Hintergrund der Versetzung der Spitzenbeamtin soll seine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Luxemburg sein. Dabei prangert sie auch "sicherheitsrelevante Missstände" bei der DAC an, der Organisation, die sie leitet, und bei der Schwesterfirma Alsa an. Nur sechs Wochen nach der Einreichung ihrer Klage wird die 44-Jährige als Präsidentin der Alsa abgewählt, Ende 2014 wird sie schließlich von der Luftfahrbehörde ins Familienministerium versetzt.
Zumindest einen Erfolg kann Weidenhaupt am Ende für sich verbuchen. Ihr früherer Vorgesetzter, der Luxemburger Verkehrsminister Francois Bausch, hat seinen Regierungsrat Tom Weisgerber angewiesen, den Beinaheunfall der Boeing 747 im Verwaltungsrat von Cargolux anzusprechen.
