Skrupellos: Todkranke und zu junge Welpen illegal verkauft - Luxemburger steht ab heute vor Gericht

Luxemburg · Jahrelang soll ein Luxemburger illegal todkranke Welpen aus Tschechien ins Nachbarland gebracht und sie dort an ahnungslose Interessenten verkauft haben. An diesem Dienstag muss sich der Händler vor dem Bezirksgericht in Luxemburg verantworten.

Luxemburg. Es war ein schreckliches Bild, das sich Zollbeamten, Tierärzten und Tierschützern am 30. Oktober 2013 in einem kleinen Dorf in Luxemburg bot. In einem Auto fanden sie zwölf Hundewelpen. Die meisten davon in einem desolaten Zustand, berichtet die Tierschützerin und Journalistin Karin Goerens, die bei der Aktion anwesend war, unserer Zeitung.

Die Hundebabys seien in Katzentransportboxen aufeinandergestapelt gewesen, ein kleiner Chihuahua habe ängstlich und verstört neben dem Beifahrersitz gekauert, kleine Bulldoggen seien unter Kleidungsstücken im Kofferraum versteckt gewesen. "Die Hunde mussten in ihren Fäkalien sitzen", so Goerens. Der anwesende Amtstierarzt habe keine Veranlassung zum Handeln gesehen und die Tiere bei dem Händler gelassen.

Die Welpen stammten aus Tschechien. Der Mann, der sie nach Luxemburg gebracht hat, steht am Dienstag vor dem dortigen Bezirksgericht. Seit 2003 soll er auf skrupellose Weise mit Welpen gehandelt haben. Die Tiere sollen viel zu jung und viele auch todkrank gewesen sein. Der Mann ist nach Informationen der Tierschutzorganisation Vier Pfoten bereits 2008 wegen Dokumentenfälschung und unerlaubten Praktizierens als Tierarzt verurteilt worden. Doch die luxemburgischen Behörden hätten es versäumt, dem Mann die Handelserlaubnis zu entziehen.

So habe er ungestört weitermachen können. Er soll die Tiere mit gefälschten Papieren, in denen er die Hunde älter gemacht habe, an ahnungslose Interessenten verkauft haben. Viele der ungeimpften, kranken Tiere seien kurz nach dem Kauf durch ihre neuen Besitzer verendet, berichtet Goerens. Durch ihre Recherchen ist der illegale Tierhandel in Luxemburg aufgeflogen. Viele der kranken Hunde, die viel zu früh von ihrer Mutter weggenommen wurden, soll der Luxemburger von einem tschechischen Tierarzt bekommen haben. Im Juli 2013 wurde der skrupellose Händler von der Luxemburger Staatsanwaltschaft unter anderem wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angeklagt.Erster Prozess geplatzt

Drei Monate später, am 10. Oktober, sollte der Prozess gegen ihn und seine angeblich ebenfalls in den Welpenhandel verwickelte Mutter - sie soll die Tiere in Zeitungsanzeigen zum Kauf angeboten haben - beginnen. Da die beiden Beschuldigten jedoch nicht vor Gericht erschienen sind, wurde der Prozess vertagt. Auf diesen Dienstag. Unklar ist, was geschieht, wenn die wegen illegalen Welpenhandels Angeklagten erneut nicht vor Gericht erscheinen.

Laut Goerens wurden die Hunde für 350 bis 850 Euro verkauft. Nach Angaben der Tierschutzorganisation werden mit dem illegalen Welpenhandel europaweit rund 400 Millionen Euro verdient. Die kranken Triere würden vor dem Transport mit Antibiotika und Kortison behandelt, damit sie fit aussehen. Eingezwängt in einen Kleintransporter würden über 100 Welpen aus Osteuropa häufig nach Belgien oder in die Niederlande transportiert, wo es noch legale Welpenmärkte gebe.

Luxemburg ist Tierschützern zufolge dabei oft Transitland. Bis zu 70 000 Euro Gewinn machten die Händler pro Transport, so die Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Und das, obwohl bis zu 40 Prozent der Welpen auf der Fahrt verendeten.

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