Wagner ist anders - und Bach auch

Manchmal ist ein Gesicht schon Programm. Punk-Frisur, hellwache Augen, ein ironisches Grinsen um den Mund - und in der Hand eine Guarneri-Geige aus dem Jahr 1736. Voilà: Nigel Kennedy.

In den 80er Jahren, als die Klassik-Szene noch konservativen Chic ausstrahlte, war er der erste Popstar der klassischen Musik. Rebell, enfant terrible: An Beinamen herrschte kein Mangel. Dabei wollte er doch nur spielen - und zwar das, worauf er Lust hatte, ohne Schubladen und Scheuklappen. Derzeit hat er Lust auf Jazz. Und auf Bach. Also spielt er "Bach meets Fats Waller". Mit drei abgebrühten Jazzern aus der Krakauer Clubszene. Die Begegnung quer über mehrere musikalische Jahrhunderte findet am 18. November in der Philharmonie statt.
Glückwunsch an die Mnozil Brass: Seit Jahren haben die sieben Österreicher ihren Status als Lieblinge des Mosel Musikfestivals gepflegt, nun hat ihr Landsmann Matthias Naske sie in die Philharmonie geholt und ihnen damit quasi den klassischen Ritterschlag erteilt. Und gleich noch mal Gratulation: Kurz bevor sie in Luxemburg ihre Instrumente auspacken, dürfen die sieben Bläser im Allerheiligsten zu Bayreuth auftreten. Das hat mit ihrem neuen Programm zu tun, das die Spaßvögel ganz dem Geburstagskind Richard Wagner widmen. Zum Zweihundertsten gibt es eine (von Bayreuth-Regisseur Philippe Arlaud eigens ins Szene gesetzte) Hommage an den Meister des Stabreims und der ewigen Melodie. Und wer die Monty Pythons der Blasmusik kennt, weiß, dass es am 13. Januar 2013 alles andere als ehrfurchtsvoll zugehen wird.
Zu den regelmäßigen Gästen am Kirchberg gehört der nostalgische Stimmvirtuose Max Raabe mit seinem Palast Orchester. "Die heitere Melancholie und der kunstvoll angestaubte Charme der Berliner Musiker verwandeln den Saal in ein Kabarett der Weimarer Republik", heißt es in der Programm-Broschüre, und das trifft genau die Atmosphäre der perfekt stilisierten Auftritte des Ensembles. In den vergangenen Jahren ist Max Raabe Stück für Stück vom reinen Covern alter Hits abgerückt und hat immer stärker eigenes Material entwickelt - zuletzt sehr erfolgreich mit dem Album "Küssen kann man nicht alleine". Am 24. April 2013 dürfte er alte und neue Edelsteine gleichermaßen im Gepäck haben.
Noch ein Pops-Klassiker: Einmal im Jahr lotet das Orchestre Philharmonique unter der Leitung von Luxemburgs Mr. Jazz, Gast Waltzing, die Grenzen eines klassischen Orchesters aus - und erweist sich immer wieder als ausgesprochen sattelfest auf fremdem Terrain. Die spannendste Frage bei "Pops at the Phil" ist traditionell: Welcher Gaststar übernimmt am 24. Mai 2013 das Mikrofon? Wo schon Größen wie Dionne Warwick standen, zelebriert diesmal Kurt Elling aus Chicago den Jazz-Gesang - von den US-Kritikern gerade zum zwölften Mal in Folge zum Sänger des Jahres gewählt. Dass er auch schon Grammy-Preisträger war, versteht sich fast von selbst.
Abo: Vier Pops-Konzerte in drei Preiskategorien von 77 bis 149 Euro (ermäßigt: 51 bis 99 Euro). Bus-Shuttle aus Trier.DiL

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