50 sind schon im Boot

BERNKASTEL-KUES. Ladenleerstände und Werteverlust von Immobilien in der Innenstadt, fehlende Fachgeschäfte und der Verlust von Käufern aus dem Umland - diesen Problemen, die viele Städte betreffen, will man in Bernkastel-Kues mit einem gemeinsamen Geschäftsstraßenmanagement begegnen.

Beim geplanten Aufbau einer privaten Entwicklungsagentur sollen Stadt, Einzelhandel, Gastronomie und Hausbesitzer in einem Boot sitzen.Mittelalterliches Ambiente und Weinbau - das sind zwei Merkmale, die Bernkastel-Kues kennzeichnen und jedes Jahr Hunderttausende Touristen in die Doktorstadt locken. "Doch", so fragt Stadtbürgermeister Wolfgang Port,"reicht das aus, um im wirtschaftlichen Wettbewerb mit anderen Städten zu bestehen?"Wobei die Konkurrenz, der sich die Doktorstadt stellen muss, nach Meinung Ports nicht Trier ist, das ohnehin den Kunden-Magneten für die ganze Region darstellt, sondern eher in Wittlich oder Morbach zu suchen ist, da deren Einkaufsangebote viele potenzielle Kunden aus dem Umland abziehen. Hinzu komme das Problem, dass große Supermärkte auf der grünen Wiese die Kaufkraft an die Peripherie ableiten, während Innenstädte veröden. "Es wird auf Dauer nicht gut gehen, wenn das Angebot in der Stadt weiter verflacht", meint Port mit Blick auf viele Angebote, die speziell auf den Massentourismus abzielen, "und die Leerstände zunehmen". Der Stadtbürgermeister fürchtet zudem im Zusammenhang mit der Verödung der Innenstädte tiefgreifende soziale und kulturelle Auswirkungen.Um dem entgegenzuwirken, laufen seit April in Sachen Stadtmarketing intensive Bemühungen, eine Gesamtkonzeption zu erstellen, um Bernkastel-Kues als Einkaufsstadt attraktiver zu machen (der TV berichtete). "Wir wollen keine Fassaden-Renovierung machen, sondern ein Alleinstellungsmerkmal für Bernkastel-Kues ausarbeiten und ein Struktur-Konzept erstellen, wie sich unsere Stadt längerfristig präsentieren soll", sagt Port.Rücklauf noch schleppend

Mit Hilfe des Regionalplaners Kurt Lüthje wurde zunächst eine Ist-Analyse über die Situation in Bernkastel-Kues erstellt, es wurden Gespräche mit den Bürgern geführt und Arbeitsgruppen gebildet, die Ideen sammeln sollten, wie sich die Stadt den Herausforderungen stellen kann.Ein wichtiger Baustein ist dabei die Gründung einer privaten Entwicklungsagentur, die sich um ein Geschäftsstraßenmanagement kümmern soll. An dieser Agentur sollen Einzelhändler, Gastronomen, Hausbesitzer, aber auch interessierte Bürger beteiligt sein. Zu ihren Aufgaben zählt, sich um einen ausgewogenen Branchenmix in der Doktorstadt zu bemühen, über die Hauseigentümer Läden anzumieten und für eine gemeinsame Vermarktung der Flächen zu sorgen. Dabei soll sich die Angebots-Palette um ein Hauptthema gruppieren. "Anbieten würde sich beispielsweise der Bereich Schöner Wohnen und Accessoires", nennt Port ein Ergebnis der Überlegungen. Auch der Aufbau eines Antiquitäten-Quartiers in der Graacher Straße sei eine Vision. Um leer stehende Läden zu beleben, seien auch Miet-Staffelungen denkbar, so dass die Gewerbetreibenden in diesen Geschäften in den ersten Jahren nach der Neuansiedlung zunächst geringere Mieten bezahlen müssten.An der Finanzierung der Entwicklungsagentur will sich die Stadt zwar mit Mitteln aus dem Topf der Wirtschaftsförderung beteiligen. In erster Linie sei aber private Initiative gefragt, so Port. Neben einer einmaligen Aufnahmegebühr wären dann für die Beteiligten monatliche Beiträge zu zahlen. "Wenn sich 100 Leute beteiligen, würden die Monatsbeiträge auch nur zwischen zehn und 15 Euro betragen", sagt Port.In den vergangenen Wochen habe es mehrere Informationsgespräche gegeben, um die Bereitschaft zur Teilnahme abklopfen. Doch der Rücklauf sei eher schleppend gewesen. Bislang sind es knapp 50 Leute, die mitmachen wollen, wobei das Interesse vor allem bei den Einzelhändlern stark sei. Gleichwohl hofft der Stadtbürgermeister, dass noch Hausbesitzer und Gastronomen für das Projekt gewonnen werden können. "Für Anfang 2004 ist die Gründung dieser Entwicklungsagentur geplant", so Port.

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