Alftalgemeinden sind stolz auf ihre Künstler

BENGEL. (urs) Bildhauerei in Holz und Keramik, Gemälde, Fotografie und Literatur - die Begabungen der Alftaler sind beeindruckend und mit den derzeit in der Ölmühle gezeigten Werken noch längst nicht erschöpft.

Mit Alphorntrio und Waldhornquintett öffnete Bengels Historische Ölmühle ihre Tür für eine nicht ganz alltägliche Ausstellung. Denn mit "Kunst im Alftal" zeigen ausschließlich Bürger des Alftals - vier aus Bengel und einer aus Kinderbeuern - was in ihnen steckt. Und das ist eine Palette, die sich von der Bildhauerei in Holz und Keramik über Malerei und Fotografie bis zur Literatur erstreckt. "Es sind gute Leute am Werk", die mit einem starken inneren Antrieb ans Werk gingen, zeigte sich Professor Erwin Schaaf von den gezeigten Arbeiten beeindruckt. Ein ausgewiesener Kunstexperte ist der Professor, der in Geschichte promovierte und bis zu seiner Pensionierung an der Uni Koblenz aktiv war, eigentlich nicht. Gerade mit moderner Kunst tue er sich schwer, gestand er. Doch als Kinderbeuerner und ehemaliger Grundschullehrer von Hetzhof hat er zu dem Alftal und seinen Menschen eine besondere Beziehung. "Das waren schöne Zeiten - da konnte man phantastisch arbeiten", erinnert er sich an die einklassige Schule der Jahre 1954 bis 1960. Mit den Aquarellen von Brunhilde Wagner wusste Schaaf sehr viel anzufangen. "Ihre Stillleben sind vergeistigt, und das macht sie zur Kunst", kommentierte er Bilder wie "Krug in Gold" oder "Gewitterstimmung". Sie füge Gegenständen eine Idee hinzu, gebe ihnen gleichsam eine Seele. Ähnlich sieht er in den Fotografien von Hans Engel "nicht ein bloßes Abbild, sondern ein Sinnbild". Die Klosterkirche Springiersbach, ein Mittelpunkt des religiösen und geistigen Lebens, werde mit Hilfe eines Fadenkreuzes ins Zentrum der Fotos gestellt. Als Beispiel für die "tiefgründige Sinnfülle" von Walter Mangold nannte Schaaf dessen Flügelschraube. "Die Flügel bedeuten Freiheit - das Gewinde Bindung", kommentierte er "das Hinwegschweben über die Zwänge des Lebens" einerseits und das sich Drehen in den "vorgegebenen Windungen" andererseits. Um zum Nachdenken anzuregen, verstecke der Künstler den Sinn seiner Werke. Wie auch in den Keramiktäfelchen, die Mangold nach Hermann Hesse als "Siddharthas Träume" interpretiert. Ebenfalls in der Natur zu Hause sind die Bücher von Bernd Krewer, einem Förster im Ruhestand. Seit zehn Jahren thematisiert er den Wald, seine Tiere und die Jagd. Wie anschaulich, zeigt sich darin, dass er oft zu Vorlesungen unterwegs ist. Ernst Schwind steht dagegen erst seit kurzem in der Öffentlichkeit, nachdem er mit seinem lebensgroßen Jesus am Kreuz für Aufmerksamkeit sorgte (der TV berichtete). Schaaf bewunderte dessen "geballte Kreativität" und die Fähigkeit, im Holz Figuren zu sehen, die er dann ins Licht holen will. Schwind bedankte sich bei allen, die ihm dabei halfen, aus dem trockenen Stamm im Kondelwald dieses Bildnis zu schaffen. "Ich habe es zwar allein geschnitzt - aber es geht nicht ganz allein", erzählte er die Geschichte, wie er und die Eiche zusammen fanden. "Wir sind stolz darauf, solche Leute im Ort zu haben", sagte der Bengeler Ortsbürgermeister Walter Debald und machte darauf aufmerksam, dass er von weiteren Bürgern mit Begabung wisse. Die Besucher schauten sich intensiv in den Räumen der Ölmühle um. Das Kreuz hatte bei Brigitte Kalisch den stärksten Eindruck hinterlassen. Daneben schwärmte sie von den Aquarellen und "Fotografien aus der Gegend mit Motiven aus der Flur, mit Korn und Blumen". Die Ausstellung ist bis Sonntag, 21. September, zu sehen. Öffnungszeiten: Montags bis freitags, 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags, elf bis 18 Uhr. Walter Mangold nimmt ferner am 21. September am Tag der offenen Ateliers teil.

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