Alles o.k. beim OK?

WITTLICH. Die Wogen schlagen hoch im Offenen Kanal, der sich nun Regionalfernsehen nennt. Die Landesmedienanstalt LPR hat ein Lizenzprüfungsverfahren eingeleitet, das von Geschäftsführer Holger Günter als "normale Angelegenheit" bezeichnet wird, die "normalerweise stillschweigend geschieht".

Tatsache ist: "Die LPR prüft die Anerkennung der Förderungswürdigkeit der Trägervereine der Offenen Kanäle nur dann in der jetzt aktuell beim OK Wittlich gewählten Form, wenn begründeter Anlass besteht", verlautet LRP-Pressesprecher Dr. Joachim Kind. Grundlage für die derzeitige Prüfung seien die Bestimmungen des Landesrundfunkgesetzes und die Satzung für Offene Kanäle. Danach darf die LPR die Lizenz wieder entziehen, wenn gegen landesweit geltende Richtlinien verstoßen wird.Gefördert wurde und wird der OK-Trägerverein durch technisches Equipment wie Kameras und Schnittplätze im Wert von 162 000 Euro zu denen sich mittelfristig weitere Investitionen in Höhe von voraussichtlich 76 000 Euro gesellen sollen - finanziert über anteilige Rundfunkgebühren der Allgemeinheit. Auch die Stadt greift dem Verein unter die Arme: Die Miete, die er seit dem Umzug an das neue Haus der Jugend zu zahlen hat, muss er nicht überweisen, sondern darf er durch Gegenleistungen abarbeiten: etwa durch Filmbeiträge über die Kirmes oder die Wirtschaftswoche. Das bestätigte der Pressesprecher der Stadtverwaltung, Ulrich Jacoby, am Mittwoch gegenüber dem Trierischen Volksfreund , nachdem anders lautende Meldungen beinhaltet hatten, die genaue Höhe der Mietzahlungen sei erst noch festzusetzen.Eine der Fragen, die geklärt werden müssen, ist der Umgang mit den Unterstützern des OK, die im Vokabular seiner Macher noch bis vor wenigen Tagen als "Sponsoren" vorkamen (siehe TV vom 3. November). Einer der geladenen Geschäftsleute am 4. November, Tag der Galasendung, der erzählte, ein alter Freund des Moderators Hermann Hallers zu sein, nutzte die Gelegenheit, die Telefonnummer seines Betriebes vor laufender Kamera anzusagen. Aufmerksam beobachtet hat den Abend ein anderer Gast: Christian Köllmer, Regionalbeauftragter für Offene Kanäle aus Trier. Jetzt bezeichnet Holger Günter diese "Sponsoren" als "Unterstützer", und Unterstützer dürfen laut LPR-Richtlinien genannt werden: in schriftlicher Form im so genannten Rolltitel."Fremdfirmen" werden zu "Einzelpersonen"

Ob allerdings auch in einer Art Werbespot, wie sie in der letzten Zeit über den Kanal flimmern, ist offen. Auch die Rechtmäßigkeit der Ausstrahlung von Beiträgen einiger "Fremdfirmen", von Holger Günter ebenfalls im TV -Bericht angekündigt, stehe zur Prüfung an. Inzwischen hat Günter auch diese Vokabel revidiert: Es handele sich "...in Wirklichkeit (um) Einzelpersonen beziehungsweise Gruppen aus ganz Deutschland, die uns ihre Beiträge kostenfrei zusenden", stellt er klar. Die LPR hält sich aus juristischen Gründen und aus Gründen der Fairness noch bedeckt. Joachim Kind: "Im Rahmen eines solchen Prüfungsverfahrens sind grundsätzlich alle Bestimmungen des LRG und der OK-Satzung Gegenstand des Prüfungsverfahrens." Die Aufsichtsbehörde über alle privaten Sender des Landes räumt dem Vorstand eine Frist zur Stellungnahme ein, mit der sie bis Ende November rechnet. Rolf Graf, der erst im Mai den Vorsitz des Trägervereins von Heribert Geiter übernommen hatte, war drei Tage vor der Galasendung von seinem Amt zurückgetreten. Holger Günters Vorwurf: Generell und vor allem bei den Renovierungsarbeiten sei man mit dem Verhalten und dem Engagement Grafs nicht zufrieden gewesen. Dessen Abwahl sei schon des öfteren in Vorstandssitzungen angesprochen worden.Graf verwahrt sich gegen die Unterstellungen des Geschäftsführers. Im Gegensatz zum damals arbeitslosen Günter - inzwischen hat sich Günter mit einer Fernsehproduktionsfirma selbstständig gemacht - habe er im Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes einen Job. Sämtliche ihm daneben zur Verfügung stehende Freizeit habe auch er in den Wochen des Umzugs und der Renovierung im OK verbracht.Von anderen Erfahrungen mit dem OK erzählen Bürger, die sich als Nutzer der LPR-Technik im OK Wittlich versucht haben. Vor etwa zwei Jahren hatte beispielsweise eine, von Lehrer Klaus Wahl als "äußerst teamfähig, sachkompetent und motiviert" geschilderte Schülergruppe der Realschule einen Beitrag über ein Schulkonzert produziert. Probleme habe es wiederholt mit den lange abgesprochenen Terminen beim Schneiden sowie mit dem vorgesehenen Sendeplatz gegeben. Ohne zwingende Aktualität und ohne vorherige Ankündigung sei der Beitrag über eine Pressekonferenz mit Thomas Gottschalk vorgezogen worden, erinnert sich Wahl. Zuhause saßen dann Hunderte wartende Schüler mit dem Daumen am Videorecorder.Der Ausfall des OK-Rolltitels seit Dienstag ist übrigens ein rein technisches Problem.

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