"Altes Haus sucht liebende Hand"

BETTENFELD/MEERFELD. Mehr als 40 Freunde alter Häuser nahmen an einer von Sibylle Bauer geleiteten Exkursion des Dauner Kreisverbands des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) teil. Thema war die Alltagskultur in den Dörfern der Eifel, aufgezeigt an Beispielen von Eifeler Hausformen in Bettenfeld und Meerfeld.

 In der Ostseite 21 besitzt Exkursionsleiterin Sibylle Bauer (links) ein Trierer Einhaus aus dem Jahr 1859. Auch Albrecht Wien (rechts) vom RVDL Ortsverband Trier lauschte ihren Ausführungen interessiert.Foto: Brigitte Bettscheider

In der Ostseite 21 besitzt Exkursionsleiterin Sibylle Bauer (links) ein Trierer Einhaus aus dem Jahr 1859. Auch Albrecht Wien (rechts) vom RVDL Ortsverband Trier lauschte ihren Ausführungen interessiert.Foto: Brigitte Bettscheider

Etwas unterhalb der Bettenfelder Kirche steht das alte Pfarrhaus von 1680. Hier ist der Ausgangspunkt des Rundgangs durch den frühneuzeitlichen Dorfkern, den kleinteilige Struktur, vielgestaltige Dachlandschaft und Natursteinmauern gleichermaßen malerisch und problematisch machen. Malerisch, weil alte Häuser – auch verfallende – Charme haben, dem sich an einem wunderbaren Sommernachmittag kaum jemand entziehen kann. Schon gar nicht die Mitglieder und Freunde des RVDL. Problematisch, weil in Bettenfeld 24 Häuser leer stehen. Das ist weit und breit die höchste Quote. Landflucht und billige Neubaugebiete haben ihren Tribut gefordert. Ortsbürgermeister Reinhold Meuers begleitet die Exkursion und wirbt für sein 850-Seelen-Dorf. "Vor drei Jahren wurden wir ins Städtebauförderungsprogramm aufgenommen, um die Wiederbelebung und Neunutzung des alten Dorfzentrums voranzutreiben. Aber nur, wenn mehr Leute aus dem Dorf mitmachen, kann sich der Ort positiv entwickeln", sagt Meuers.Ein Glücksgriff für die Teilnehmer ist Sibylle Bauer als Exkursionsleiterin, die ein fundiertes Wissen hat. Die Dendroarchäologin bestimmt das Alter von Häusern mit Hilfe der Jahresringe des verwendeten Holzes. Sie hat sich gründlich mit der Hausforschung in dem ehemaligen Bauerndorf befasst und vor sechs Jahren ein Trierer Einhaus "In der Ostseite" Bettenfelds erworben. Die Haus- und Zimmertüren des 150 Jahre alten Streckhofs stehen am Exkursionstag offen und geben den Blick frei in ein sachkundig restauriertes und liebevoll eingerichtetes Objekt mit Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem First. Sibylle Bauer zeigt insgesamt ein Dutzend Häuser. Alles ist vertreten, von vorbildlich restauriert bis fast völlig zerfallen. "Ein altes Haus braucht eine liebende Hand", sagt sie in der Krummgasse mit dem Blick auf das barocke Müllerhaus von 1754. Es steht leer, es verödet und verfällt. An dem ehemaligen Taglöhnerhaus in der Brunnengasse zeigt sie das älteste Bettenfelder Bauteil, einen Türsturz von 1548, der in dem 1710 erbauten Haus sekundär verwendet worden war. Weiter vorne in derselben Straße steht ein Haus mit einer vierstöckigen Fassade, mit Portal und barocken Fensterformen. Frühes Flurküchenhaus und repräsentatives Breitgiebelhaus runden das Bild der typischen Eifeler Hausformen aus drei Jahrhunderten ab.Letzte Station der Zeitreise ist das alte Schmiedehaus in Meerfeld. Es ist klein und würfelförmig, seit über 50 Jahren nicht mehr bewohnt. "Und auch nicht bewohnbar", sagt Raimund Roden, dem das Haus seiner Vorfahren heute gehört, der es pflegt und die Werkstatt und die Küche museal ausgestattet hat.Am Ende des Rundgangs lobt Hans Jürgen Kranz, Vorsitzender des RVDL-Kreisverbands Daun, die ausgezeichnete Exkursionsleitung, die Initiative von Ortsbürgermeister Reinhold Meuers zur Erhaltung der Eifeler Hauslandschaft in Bettenfeld sowie das beispielhafte Engagement von Raimund Roden für das Meerfelder Schmiedehaus.Informationen zu weiteren Veranstaltungen des RVDL gibt Hans Jürgen Kranz, Telefon 06592/8607 oder 0221/444200, E-Mail: kranz-rvdldaun@gmx.de.

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