Amtsschimmelund Paragraphenreiter

MÜLHEIM. Wenige Tage vor dem Festumzug zum Mülheimer Markt wird in Wagenbauer-Schuppen und Schneiderstuben mit Hochdruck gearbeitet.

Der Mülheimer Markt hat eine lange Tradition und ab 1925 auch seine ersten Umzüge, die es seit 1949 dann ununterbrochen gibt. Für Abwechslung sorgt das jährliche Motto. In diesem Jahr ist es: "Das Alte Amt Mülheim". Ein Thema, zu dem sich die Grafschafter neben den Wagen "Zeppelin", "Mühlchen" und "Moselbähnchen" einiges haben einfallen lassen. Und das nicht nur Dank "Paragraphenreitern" und "Amtsschimmeln". Die Feuerwehr, die ihr altes Fahrzeug mit dem Schriftzug "Amt Mülheim" aktiviert hat, sorgt beispielsweise dafür, dass "Im Amtgarten" mal wieder was los ist. An den alten Sportplatz dort - wegen der umschließenden Schiefermauern auch "Arena" genannt - denken viele Mülheimern gern zurück.Omas Gene helfen mit

Denn von den Weinbergsmauern herab ließ es sich wunderbar ein Fußballspiel beobachten, wie sich die drei Damen des Festumzugs-Komitees erinnern. Für Sigrid Falke, Rosi Meyer und Brigitte Schneider beginnen die Umzugs-Vorbereitungen im Januar, wenn alle zusammenkommen, die mitmachen wollen. Danach kann im Grunde genommen schon losgelegt werden. "Auf Hochdruck" wird laut Falke, die allen irgendwie am Umzug Beteiligten sehr dankbar ist, aber vor allem an den Wochenenden vor dem Markt gearbeitet. Heike Lamberty hat zum Beispiel erst einige Tage davor mit dem Nähen begonnen. "Wenn der gewisse Druck da ist", dann geht das bei der Hauswirtschafterin wie von selbst, obwohl sie gar keine gelernte Schneiderin ist. "Meine Oma war Näherin. Das liegt mir in den Genen", meint sie lachend. Wohl deshalb erhält sie etliche Aufträge sowohl von Mülheimern wie von Feriengästen. Einer Urlauberin, die um keine Umstände zu machen, ihre Tochter in Straßenkleidung am Umzug teilnehmen lassen wollte, machte sie unmissverständlich klar: "Nichts da! Hier bekommt jeder seine Montur." Denn ob Amtmann oder Justitia - bei Heike sind alle in besten Händen. Und wenn es mit Nadel und Faden nicht getan ist, helfen Ehemann und Sohn schon mal mit dem Bohrer weiter, um der Gerechtigkeit in die Waagschalen zu verhelfen. Schließlich ist der Umzug auch immer eine Art Familientreffen, mit dessen Ende wieder Ruhe im Haus einkehrt: "Vor dem Markt ist mein Wohnzimmer immer eine Gerümpelkammer." Dass das Engagement der Mülheimer, von denen einige schon seit 20 Jahren Wagen bauen, ansteckend ist, beweisen die Campingplatzbetreiber. Obwohl erst seit einem Jahr am Ort, sind die Niederländer schon mit einem "Veldenzer Schieferbergwerk" dabei. Für alle Aktiven gibt es neben der Anerkennung Bons für Essen und Trinken, was die Teilnehmer sehr zu schätzen wissen. Ebenso wie die vom "Hotel zur Post" und dem "Weingut Dr. Leimbrock" gereichte flüssige Stärkung.

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