Bank baut weiter ab

BERNKASTEL-KUES. Die Sparkasse Mittelmosel schließt ihre kleinsten Geschäftsstellen in Malborn, Laufeld, Düngenheim und Senheim und baut acht Selbstbedienungs-Stellen (SB) ab - davon sechs im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

 Rosemarie Hauth und Peter Kerpen sind enttäuscht darüber, dass die Wehlener SB-Stelle geschlossen wird.Foto: Maria Adrian

Rosemarie Hauth und Peter Kerpen sind enttäuscht darüber, dass die Wehlener SB-Stelle geschlossen wird.Foto: Maria Adrian

Die Kleinstgeschäftsstellen der Sparkasse Mittelmosel-Eifel Mosel Hunsrück in Malborn, Laufeld (Landkreis Bernkastel-Wittlich), Düngenheim und Senheim (Landkreis Cochem-Zell) fallen dem "zunehmenden Anpassungsdruck" zum Opfer. Sie werden zum 1. September geschlossen. Das teilten die Vorstandsmitglieder der Sparkasse, Winfried Gassen und Edmund Schermann, am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit. Eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Nutzung dieser Stellen sei nicht mehr gegeben, versicherten die Vorstandsmitglieder. In den Kleinstfilialen arbeitet nur jeweils ein Mitarbeiter. Es wird aber keine Kündigungen, sondern lediglich Versetzungen geben. Außerdem werden noch acht Selbstbedienungsstellen abgebaut, die von den Kunden nur selten genutzt werden. Betroffen sind im Landkreis Bernkastel-Wittlich die SB-Stellen am Kurgastzentrum auf dem Kueser Plateau, in Wehlen, Ürzig, Maring-Noviand, Heidenburg und Horath. Im Landkreis Cochem-Zell gibt es ab 1. September in Klotten und in Ediger Eller keine SB-Stellen mehr. "Für uns ist die Eröffnung einer Geschäftsstelle auch schöner, als die Schließung", versichern Gassen und Schermann. Aber das Kundenverhalten und die Nachfrage hätten sich verändert. "Diesen Veränderung folgen nun mal betriebswirtschaftliche Überlegungen", so Gassen. Das habe auch nichts mit der Fusion der beiden Sparkassen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell zu tun, betonten die beiden Vorstände. Überlegungen dazu hätte es bereits im vergangenen Jahr gegeben. Laut einer Analyse des Sparkassenverbands ist ein Geldautomat nur dann rentabel, wenn im Monat 3000 Mal Geld abgehoben wird. Aufgrund der ländlichen Struktur hat der Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Kreditinstituts allerdings die Zahl 1000 als Richtwert festgelegt. Und die betroffenen Stellen liegen nun unter diesem Wert. "Fatale Folgen für wirtschaftliche Entwicklung"

Um wettbewerbsfähig bleiben zu können, wurde die Schließung am Mittwoch beschlossen. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen sei sicher gestellt. "In fast allen betroffenen Ortschaften können wir Ersatzdienstleistungen anbieten", sagte Gassen zu. In Malborn, Laufeld und Senheim werden Selbstbedienungsstellen eingerichtet. Nach Heidenburg, Horath und auch nach Malborn fährt künftig die "fahrbare Geschäftsstelle". Bei den übrigen Stellen können die Kunden der Sparkasse auch die Automaten der Raiffeisenbank kostenfrei benutzen. Die Sparkassenkunden aus Wehlen müssen künftig in Bernkastel-Kues ihre Geldgeschäfte erledigen. "Was bleibt uns anderes übrig", fragt Rosemarie Hauth, die regelmäßig die SB-Stelle an der Wehlener Hauptstraße aufsucht. Da sie kein Auto hat, muss sie dann mit dem Bus nach Bernkastel-Kues fahren. Auch Peter Kerpen schätzt die SB-Stelle, da er gleich um die Ecke wohnt. "Alles geht zurück, dabei brauchen die hier ja gar kein Personal", wundert sich der Rentner. Auch Ortsvorsteherin Gertrud Weydert kann die Entscheidung der Sparkasse nicht verstehen. Sie denkt an die älteren Bürger, die schlecht zu Fuß sind und kein Auto haben. "Auch für die wirtschaftliche Entwicklung wird das fatale Folgen haben", glaubt die Ortsvorsteherin auch im Hinblick auf den Fremdenverkehr. Zuerst habe sich die Volksbank verabschiedet und nun die Sparkasse und auch die Postagentur stehe auf wackligen Füßen: "Wo bleibt da der Kundendienst?", fragt die Ortsvorsteherin. Und: "Wir hoffen, dass sich der Sparkassenvorstand das noch mal überlegt." Damit rechnet Josef Reis hingegen nicht. "Das ist ja schon entschieden", sagt der Ortsbürgermeister von Laufeld. "Wir wollen die Entscheidung mal genau erklärt haben", so Reis. Der Vorstandsvorsitzende Edmund Schermann wolle ihm und dem Gemeinderat Rede und Antwort stehen. Laufeld hatte sich auch positiv entwickelt, wie Schermann einräumte. Froh ist Ortsbürgermeister Reis darüber, dass in Laufeld mit seinem Gewerbegebiet zumindest eine SB-Stelle bleibt. Auch in Malborn bleibt eine SB-Stelle und der Ort wird noch von der fahrbaren Geschäftsstelle angefahren. Dennoch ist Malborns Ortsbürgermeisterin Gabriele Neurohr sehr enttäuscht über diese Entscheidung. "Bis letztes Jahr hatten wir hier noch die Raiba und die Sparkasse und nun das". Andere Banken unterhielten sogar Filialen in noch kleineren Orten. "Malborn hat 1500 Einwohner, dass ist ein Weiterer Schritt zum Abbau der Infrastruktur. "Bank ist in der Fläche noch bestens vertreten"

Derzeit prüft Neurohr Möglichkeiten, was gegen diese Entscheidung unternommen werden kann. Denn "vor allem für ältere Menschen ist das eine Katastrophe. Auch wenn dort ein Geldautomat hinkommt, den können sie nicht bedienen", sagt der Malborner Erich Kronenberger. Es gebe viele Leute ohne Auto. Wenn er nicht da sei, könne seine Frau kein Geld holen. Vorstandsmitglied Edmund Schermann glaubt hingegen, dass die Sparkasse mit 57 Filialen und 67 Geldautomaten noch bestens im Geschäftsgebiet vertreten ist. Die Sparkasse Mittelmosel liege trotz der Umstrukturierung über dem Landesdurchschnitt. "Und auf absehbare Zeit ist jetzt Ruhe mit der Umstrukturierung und die brauchen wir auch, so Gassen und Schermann einhellig.

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