Banker verlassen Cochem-Zell

BERNKASTEL-KUES/ZELL. Verliert der Kreis Cochem-Zell nach dem Sitz der Kreissparkasse nun auch die Bankenklasse in der Berufsbildenden Schule (BBS)? Die ADD Trier hat der Schule mitgeteilt, dass mit dem neuen Schuljahr die Bank-Azubis der Kreise Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell nur noch in Bernkastel-Kues unterrichtet werden. Die Volks- und Raiffeisenbanken im Nachbarkreis protestieren.

Das Schreiben der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier ist deutlich: Da in den vergangenen Jahren die Zahl der Azubis im Bankenwesen rückläufig ist, ist nur in Bernkastel-Kues eine für eine Klassenbildung ausreichende Schülerzahl gewährleistet, nicht aber in Cochem. "Die Auszubildenden der Institute des Kreises Cochem haben folglich die BBS Bernkastel-Kues zu besuchen", so das Schreiben aus Trier.Die Gründe sind vielfältig, doch liegen oft in den Bank-Fusionen der vergangenen Jahre. Die neue Sparkasse Mittelmosel hätte ihre Azubis gerne in einer Schule, nicht wie bisher in zwei Standorten. Auch die VR-Bank Rhein-Mosel ist durch Plaidt an Andernach gebunden. Übrig bleiben eigentlich nur noch die Raiffeisenbank Zeller Land, die Vereinigte Volksbank, die Raiffeisenbank Kaisersesch-Kaifenheim und die Raiffeisenbank Moselkrampen, die ihre Azubis ausschließlich nach Cochem schicken.Also doch das Aus für die Bankenklasse? Dies wollen weder die Berufsschule in Cochem noch die Banken einfach so hinnehmen. "Wir sind sehr daran interessiert, dass der Schulstandort Cochem für die Bankfachklasse weiterhin bestehen bleibt", betonen Kurt Becker und Peter van Moerbeck von der Vereinigten Volksbank. Einstimmig sprach sich der Bankleiterkreis Cochem-Zell der Volks- und Raiffeisenbanken dafür aus, dass die Bankfachklasse in Cochem erhalten bleibt."Als Ausbildungsbetrieb ist uns der Erhalt des Standortes Cochem äußerst wichtig, zumal die Ergebnisse in den vergangenen Jahren dokumentieren, dass hier die Qualität stimmt und eine gute Ausbildung gewährleistet ist", so Peter-Josef Götten und Walter Hoff von der Raiba Zeller Land. Bei der IHK-Prüfung 2003 schlossen drei der 13 Prüflinge mit einem Einser-Durchschnitt ab, fünf absolvierten die praktische Prüfung mit "sehr gut". Dagegen führt die ADD die Schülerzahlen ins Feld. Derzeit wurden vom Einstellungsjahrgang 2003 an der BBS Bernkastel-Kues 13 und an der BBS Cochem acht Schülerinnen und Schüler angemeldet. Für das kommende Schuljahr seien keine Verbesserungen zu erwarten, vielmehr gehe der Trend von einem weiteren Rückgang aus. "Vor dem geschilderten Hintergrund ist es erforderlich, organisatorische Vorkehrungen zu treffen, die wenigstens eine Fachklasse in der Region erhalten", so die ADD in einem Schreiben an die BBS Cochem.Bekommt auch Bernkastel Probleme?

Eine Milchmädchenrechnung, wie der zuständige Abteilungsleiter Wirtschaft und Verwaltung der BBS, Studiendirektor Hans-Peter Layendecker, befürchtet. "Viele Azubis der Volks- und Raiffeisenbanken werden dann nach Koblenz gehen, weil die dortige BBS näher liegt", glaubt er. Layendecker: "Und dies führt dazu, dass auch der Schulstandort Bernkastel Probleme bekommen wird." Denn die ADD hatte auch darauf hingewiesen, dass die Banken für ihre Auszubildenden den Besuch einer anderen Schule beantragen können, wenn der Standort Bernkastel nicht erreichbar ist. Und für Schülerinnen und Schüler aus der VG Treis-Karden oder Kaisersesch liegt Koblenz günstiger. Die Cochemer BBS hat nun vorgeschlagen, dass von der ADD eine wechselseitige Beschulung durch beide Berufsschulen genehmigt wird. Auf diese Weise könnten beide Standorte auf Dauer gesichert werden, glaubt Hans-Peter Layendecker.

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