Bevorzugte Sportart: Sitzen

WITTLICH. Seit Jahren viel zu wenig Hallen, und keiner weiß etwas davon: Flächendeckend fällt an den weiterführenden Schulen der Sportunterricht aus.

Die Duale Oberschule hat es gut: Mit ihren zwei Standorten in Wittlich und Wengerohr sind zwei Sporthallen verbunden. Das reicht für alle Schüler. An der Realschule und den Gymnasien wird dagegen improvisiert, was das Zeug hält. Doch der Platz reicht nie. Die Schüler baden den Mangel mit regelmäßigen Ausfallstunden aus: tragisch angesichts zunehmender Bewegungslosigkeit, Wirbelsäulen- und Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Übergewicht."Ausfallzeiten nicht bekannt"

Die Verantwortlichen wissen von nichts. "Ausfallzeiten beim Schulsport in den kreiseigenen Wittlicher Schulen sind der Kreisverwaltung nicht bekannt", schreibt die Pressestelle des Kreises, der verantwortlich für die schulischen Gebäude ist. Auch der Sportreferent der ADD in Trier muss sich erst kundig machen, bevor er Pressesprecherin Miriam Lange melden kann: Die Realschule reduziert generell in drei Klassenstufen die vorgeschriebenen drei Wochenstunden auf zwei, und auch in den Gymnasien werden jeweils sechs Sportstunden pro Woche nicht erteilt. Und das, obwohl die Schulleiter sich gegenseitig aushelfen: Da werden Hallenkapazitäten der BBS zur Verfügung gestellt, die dadurch ihrerseits Engpässe im Sport organisatorisch bewältigen muss, was nicht immer gelingt, wie Lehrer Diederich Franke gesteht. Das Peter-Wust-Gymnasium unterrichtet Sport, Freitage inbegriffen, täglich bis 18.30 Uhr, was das "Taxi Mama" auf den Plan ruft: Viele Schüler kommen mit Bussen und Bahnen gar nicht mehr nach Hause, von den Hausaufgaben oder Vorbereitungen auf eine Kursarbeit ganz zu schweigen. Ein Kraftakt übrigens auch für die Lehrer, worauf Schulleiter Michael Forster hinweist, dem solche Verhältnisse von seiner früheren Wirkungsstätte, dem AMG in Trier, fremd sind. Dort stehen zwei Hallen zur Verfügung. Schwierigkeiten meldet auch das Cusanus-Gymnasium, das seit Beginn des laufenden Schuljahrs einen Sport-Leistungskurs anbietet. "Sport wird bei uns groß geschrieben", sagt Fachlehrer Wolfgang Mayer. Der Sportausfall resultiere nicht aus einem Mangel an Personal. Das schiebt nämlich flächendeckend Ersatzunterricht in anderen Fächern, in denen sich die Schüler zwar geistig, nicht jedoch körperlich ertüchtigen. 13 Wochenstunden Sport werden in der Gymnastikhalle der Realschule gegeben: mit stets etwa 30 Schülern, teilweise noch mehr. Wie das funktioniert? "Man muss halt ständig in Deckung gehen", sagt eine Schülerin, die nicht genannt werden möchte, achselzuckend. "Und manchmal kriegt man das Seil beim Rope-skipping auf den Kopf." Hockey, Fußball, Hand- oder Basketball? Fehlanzeige. Gerade machen die Schüler Zirkeltraining, die einzelnen Stationen sind messerscharf voneinander abgegrenzt. Die Hälfte der Schülerinnen macht mit, die andere schaut von der Wand her zu, bis sie am Zuge ist - wieder eine Wochenstunde Sport von lediglich zweien "ausgesessen". Ein bisschen beneiden sie die Kollegen, die den weiten Weg zur BBS-Halle antreten, der einzigen Großsporthalle der 19 000-Einwohner-Stadt - obwohl: jetzt, wo der Winter kommt. . . Immerhin 20 Wochenstunden Sport werden in der BBS gegeben. Auch als Nicht-Sportlehrer würde sich Günter Laux, Vertreter der Schulleitung, wünschen, dass der Sportunterricht im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen gegeben werden könnte. Doch das hieße, dass in Wittlich mindestens eine zusätzliche Halle gebaut werden müsste, was auch den Vereinen nützen würde, deren Engpässe seit langem bekannt sind. Auf die Frage nach den Chancen auf Besserung antwortet die Kreisverwaltung: "In Anbetracht der finanziellen Situation des Landkreises liegt die Priorität in der Sanierung, dem Unterhalt und der Ausstattung der bestehenden schulischen Gebäude." Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird bei der Kreisverwaltung der Bau einer zusätzlichen Halle nicht einmal erwogen, und Gespräche mit der Stadt oder der Verbandsgemeinde, deren Schüler schließlich ebenfalls die weiterführenden Schulen besuchen, haben bislang noch nicht stattgefunden.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute 14 Uhr, vorliegen. Fax: 0651/7199439; E-Mail: mosel-echo@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort