Blick in die Unendlichkeit

TRABEN-TRARBACH. Wer ist beim Blick in den Sternenhimmel nicht fasziniert? Früher wie heute gibt es Menschen, die sich aber nicht damit begnügen, mit dem bloßen Augenlicht das Funkeln der Sterne zu betrachten. Es gibt unendlich viel am Firmament zu entdecken. Und je besser das Teleskop, desto mehr Einblick bekommt man in die Unendlichkeit des Universums. So wie Christian von Rüsten, leidenschaftlicher Hobby-Astronom.

Damit Christian von Rüsten seinem Hobby nachgehen kann, muss es idealerweise dunkel sein. Stockdunkel und klar. Am besten bei Neumond und wolkenlosem Himmel. Dann packt der Traben-Trarbacher, der als Meteorologe beim Amt für Wehrgeophysik arbeitet, sein 1,80 Meter langes und 32 Zentimeter dickes Teleskop ins Auto und fährt auf die Kinheimer Höhe. Dort sitzt er dann auf seinem kleinen Klappstuhl oft stundenlang und betrachtet den Sternenhimmel, beobachtet den Mond, die Planeten unseres Sonnensystems, Sternennebel und Sternenhaufen. Was er dann sieht, ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Zum Beispiel "NGC 103", das ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Cassiopeia, oder "PK 119". So bezeichnen die Astronomen einen ganz bestimmten planetarischen Nebel. Wer meint, von Rüsten würde einfach das Riesenfernrohr, dass er sich vor Jahren gebraucht für 3000 Euro angeschafft hat, mal hierhin und mal dorthin ausrichten, der irrt. Von Rüsten geht in der Regel ganz systematisch vor. In der einschlägigen Fachliteratur, zumeist Stern-Atlanten, sucht er sich interessante Objekte aus. Mit diesem Wissen kann er schon mal die grobe Umgebung der Objekte eingrenzen. Ein Computerprogramm auf seinem PC berechnet nähere Ausschnitte. Von Rüsten kann sich nun langsam mittels "Star-hopping", sozusagen von Stern zu Stern, zur Position des gesuchten Objektes vortasten. Und wenn er dann endlich das sieht, was er gesucht hat, dann haben sich alle Mühen für ihn gelohnt. "Es ist ein Entdeckerreiz dabei", sagt von Rüsten. Aber er genießt auch die Ästhetik des Sternenhimmels. "Man kommt aus dem Staunen nicht heraus", sagt der 47-Jährige. Schon als Kind betrachtete er mit Vorliebe den Abend- und Nachthimmel. Der Vater hatte dem Siebenjährigen ein simples Kaufhaus-Teleskop geschenkt, mit dem er den Mond und die Planeten beobachten konnte. Als 13-Jährigen faszinierte ihn die erste Mondlandung, was sein Interesse an Mond und Sternen natürlich noch beförderte.Als Kind hoffte er, den "lieben Gott" zu sehen

Das Fernrohr hatte er auf dem Dachboden aufgebaut. "Manchmal fühlte ich mich wie in einem Raumschiff", erinnert er sich. Und als Kind, das streng katholisch erzogen wurde, hoffte er, einmal den lieben Gott am Himmel zu entdecken. Religiöse Gedanken sind ihm beim Blick in die Unendlichkeit heute noch nicht fremd. "Wenn man sich die Schönheit und die unfassbare Größe des Universums klar macht, denkt man, das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein." Manchmal kommt ihm der Zufall bei der Entdeckung neuer Himmelsgeheimnisse zu Hilfe. Am Sonntag vor einer Woche entdeckte er beim Spaziergang auf der vom Nebel abgedunkelten Sonnenscheibe einen großen dunklen Fleck. "Seit 40 Jahren habe ich noch nie eine solche Fleckengruppe gesehen", sagt von Rüsten. Zuhause holte er das Teleskop heraus und betrachtete und fotografierte - natürlich mit einem speziellen Filter, um die Augen zu schützen - die seltene Erscheinung. Immer wieder ist er fasziniert von den Vorgängen im Weltall. Gemeinhin meint man, "dort oben" sei alles statisch und unveränderlich. Dem ist aber keinesfalls so. Von Rüsten: "Ständig passiert etwas, ständig gibt es Veränderungen."

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