Blick von unten und oben

WITTLICH. (mai/noj) Kriminalität kann viele Gesichter haben. In einer Ausstellung im Amtsgericht zu dessen 200-jährigem Bestehen werden verschiedene Aspekte dieses Themas beleuchtet.

Ein Kupferstich mit einer Hexe, die mit einer Kinderleiche eine "Zauberschmier" zubereitet, der Hut des Schinderhannes und die rheinland-pfälzische Guillotine, die nie benutzt wurde - dies sind Fotomotive, die bei der Ausstellung "Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft im Wandel der letzten 500 Jahre" zumindest dargestellt sind. Die Schau ist eine gemeinsame Landesausstellung des rheinland-pfälzischen und des saarländischen Archivs und wartet mit einer Besonderheit auf. Laut Dr. Beate Dorfey, Leiterin des Landeshauptarchivs in Koblenz, wurde für die Ausstellung eine neue Perspektive gewählt: der Blick von unten. Delikte werden aus der Sicht von Tätern und Opfern dargestellt, was helfen soll, Ursachen von Delikten besser zu verstehen. Vorgestellt werden typische Formen der Kriminalität aus der Region; den Anfang bildet die Hexerei, ein Phänomen nicht nur des Mittelalters. Im Bereich der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland wurden mit Hilfe dieser Begründung viele Menschen verfolgt und verurteilt. Weitere Themen sind die Weinverfälschung, die schon in der Antike per Gesetz verhindert werde sollte, und Räuberbanden mit Schwerpunkt Schinderhannes. Es geht um die Kriminalisierung politischen Handelns, die im 19. Jahrhundert besonders stark war und das Kapitalverbrechen schlechthin: Mord. Der zweite Teil der Ausstellung behandelt die Perspektive von oben. Dort wird die Geschichte der Strafverfolgung dargestellt und der Bogen gespannt vom gesellschaftlichen Anspruch auf Strafen über die Lynchjustiz bis hin zum Staatlichen Gewaltmonopol. Auch die Polizei und das Wittlicher Gefängnis werden vorgestellt. Die Ausstellung ist bis einschließlich 15. August montags bis freitags von 7 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 15.30 Uhr zu sehen sowie in den Zeiten mit öffentlichen Sitzungen. Die Schau erstreckt sich über das Erdgeschoss sowie das erste und zweite Stockwerk.

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