Botschafter des Friedens

Gemeinsam mit Israelis beteiligen sich junge Erwachsene aus Polen und Deutschland an Ausgrabungsarbeiten. Friedensarbeit im Kleinen, die vielleicht auch auf die große Politik abstrahlt.

Mülheim/Bernkastel-Kues. Offen sind sie, freundlich und zuvorkommend. "Für das Projekt brauchen wir starke Menschen", sagt Renate Khosch lessan. Schließlich sollen die 16 jungen Erwachsenen, je acht aus der Region Bernkastel Kues und dem polnischen Otmuchow (Partnerstadt der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues), als eine Art Botschafter in Israel auftreten. Neuland betreten einige von ihnen dabei nicht, Projektleiterin Renate Khoschlessan schon gar nicht. Bereits vor drei Jahren war sie mit einer Gruppe von deutschen und polnischen Jugendlichen in Israel. Gemeinsam mit jungen Israelis (Juden und Arabern) halfen sie damals in der Negev-Wüste bei Ausgrabungsarbeiten eines jüdischen Dorfes. In diesem Jahr verbringen sie einen Teil des Aufenthaltes bei Ausgrabungsarbeiten an der vorchristlichen Hafenstadt Yavneh-Yam, dem früheren Hafen von Jerusalem. Darüber hinaus wartet auf die jungen Leute ein umfangreiches Besuchsprogramm.Claudia Feuerer war schon vor drei Jahren mit in Israel dabei. "Damals hat es mir sehr gut gefallen", sagt die 26-Jährige, die Islam-Wisschenschaften studiert. Sie sieht sich und die anderen Teilnehmer als "Multiplikatoren für ein friedliches Zusammenleben der Nationen". Weinprobe unterm Sternenhimmel

Auch Jakob Isselstein war vor drei Jahren dabei. Zwar müsse man sich an den Sicherheitsaufwand gewöhnen. "Doch die Leute versprühen Lebensfreude und sind sehr offen." Die 21-jährige Daria Duraj aus Otmuchow freut sich auf ein "schönes Land und historische Städte". Angst vor möglichen Anschlägen ist nicht zu verspüren. Eine Krisenregion ist der Nahe Osten natürlich weiterhin. So musste der für 2006 geplante Israel-Aufenthalt wegen der Hisbollah-Angriffe abgesagt werden. Israel werde leider oft nur unter zwei Gesichtspunkten gesehen: als Opfer des Holocausts oder Aggressor im Nahen Osten, kritisiert Renate Khoschlessan. "Zwei Extreme, die dem Land nicht gerecht werden", sagt sie. Billig ist der Aufenthalt in Israel nicht. Insgesamt laufen für den 14-tägigen Aufenthalt Kosten von 26 000 Euro an. Mit Spenden und Fördermitteln wird der Großteil beglichen. Die jungen Leute zahlen einen geringen Eigenanteil. Träger des Projektes ist das "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage".Renate Khoschlessan hat die jungen Leute aus Deutschland und Polen vor dem Abflug auf den Aufenthalt vorbereitet. "Eine starke Psyche ist wichtig. Schließlich ist das keine Spaßveranstaltung", sagt sie. Spaß darf der Aufenthalt aber schon machen, und Spaß gab es auch schon vor dem Abflug. So erlebten die jungen Leute am Elisenhaus der Mülheimer Winzerfamilie Bauer eine Weinprobe unter Sternenhimmel: ein Erlebnis, das ihnen ebenfalls unvergessen bleiben dürfte.

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