Braugersten-Aussaat wird zum Glücksspiel

WITTLICH. Die Mitglieder des rheinland-pfälzischen Saatbauverbandes trafen sich zur Generalversammlung im Casino. Vorgestellt wurde eine optimale Vorgehensweise beim Rapsanbau; auch die Unsicherheit mit den Empfehlungen für Braugerste war Thema.

Nur kurz war der Auftritt des Vorsitzenden des Saatbauverbandes Rheinland-Pfalz, Dr. Gerhard Schilling. Nach einem Rückblick auf das vergangene Jahr - einem guten Saatgutabsatz im Frühjahr folgte ein eher durchwachsenes Herbstgeschäft - eröffnete er die Diskussion rund um das heiße Thema Braugerste. Wenige Wochen vor der Aussaat stehen die Vermehrer vor der ungeklärten Frage, welche Sorte der Markt in der kommenden Saison (2005) von ihnen abrufen wird: Auriga, Scarlett, Braemer, oder gar noch andere? "Auriga ist mit der Aussaat 2004 die Leitsorte ", ließ Schilling keinen Zweifel an der Empfehlung der Fördergemeinschaft Braugerste aufkommen. Spekulationen, dass die Bitburger bevorzugt Auriga abnähme, andere Mälzereien, besonders am Rhein, diese Sorte jedoch ablehnten, seien allesamt nicht druckreif. Sein Tipp: Vermehrungen überhaupt nur in enger Absprache mit den VO-Firmen anlegen. Dann machte er sich auf den Weg nach Berlin, um sich mit dem Staatssekretär von Ministerin Künast, Talheim, zu treffen. Einen aufschlussreichen und lebendigen Vortrag über Rapsöl und die spezifischen Schwierigkeiten des Rapsanbaus in Deutschland hielt Gastredner Ludger Alpmann. "Ölsaatmärkte sind Wachstumsmärkte." Zwei definitive Risiken seien auf diesen Märkten jedoch nicht auszuschließen: Das Wetter und der Dollarpreis, denn Ölsaaten werden in Dollar gehandelt. Kein Prophet könne voraussehen, wie beides sich entwickeln werde. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ergebe sich aus der in Asien grassierenden Vogelgrippe. Verbreite die sich weiterhin derart rasant, brauche Asien bedeutend weniger Öl als die Statistiken ausweisen. "Dann essen sie wieder Reis statt Geflügel, und dafür brauchen sie weniger Öl als für das Fleisch." Das Öl aus der Rapspflanze ist höherwertig als das aus Soja, bei dem Amerika marktführend ist, übrigens mit gentechnisch verändertem Anbau, der immer noch auf starken Widerstand bei Europas Verbrauchern stößt. Angesichts des im April auslaufenden EU-weiten Verbots für GVO rät Alpmann jedem Landwirt: "Heben Sie sich absolut jedes Etikett auf - es ist ein Stück Sicherheit für Sie, denn noch ist Deutschland GVO-frei." Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreis-Bauern- und Winzerverbandes, betonte den hohen Wert, den der Raps auch innerhalb der Fruchtfolge besitzt. "Die Bodengare ist beispiellos", so Zelder begeistert. Eine andere große Vision, Raps als Treibstoff, scheint allerdings nicht zu funktionieren. Das Projekt, in dem über ganz Deutschland verteilt 100 Schlepper versuchsweise mit Rapsöl angetrieben wurden, ist inzwischen gestoppt: Zu groß sind derzeit die technischen Hindernisse. Zelder: "Unser Verband möchte aber weiterforschen. Wir bleiben am Ball."

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