"Calli" genießt Weinprobe mit "Toppi" und Bussi

Neumagen-Dhron · Auf den Mund gefallen ist Reiner Calmund nicht. Klare Sprüche gab es von ihm als Fußballmanager, als Jury-Mitglied in Kochshows - und nun auch in Neumagen-Dhron. Dort moderierte das Schwergewicht mit TV-Redakteur Winfried Simon eine Weinprobe. Er erzählte viele Anekdoten, gab Autogramme - und traf einen alten Bekannten.

Klaus Toppmöller greift zum Handy in seiner Tasche und guckt auf den Bildschirm. Reiner Calmund ruft an. Der Ex-Bundesligatrainer aus Rivenich streicht mit dem Finger über das Display, nimmt ab und fragt: "Calli? Bist du schon am Zelt vorbeigelaufen?" Ist er. Ist aber nicht wild. Denn die Besucher des Weinschifffestes in Neumagen-Dhron weisen dem 66-Jährigen den Weg. Sie haben ihn schon erwartet. Unmittelbar, nachdem der Ex-Fußballmanager von Bayer Leverkusen und Star aus Fernsehkochshows sein Auto am Moselufer abgestellt hat, klicken die Kameras. Und Toppmöller rennt aus dem Zelt, um seinem alten Kumpel direkt in die Arme zu fallen.

Als Tourist besucht Calmund die Mosel aber nicht. Er ist in Neumagen-Dhron, um mit TV-Redakteur Winfried Simon eine Weinprobe zu moderieren. Das Dilemma: "Calli" gibt auf der Bühne gleich unverblümt zu, gar kein Weinexperte zu sein. Er sitzt auf einem Stuhl und greift sich das Mikrofon, das auf dem Tisch neben dem Brotkörbchen und dem Glas liegt. Und erzählt gleich die erste Anekdote: "Nach einem DFB-Pokalfinale gab es ein Bankett, in dem Weine ausgeschenkt wurden. Einer schmeckte wie trockenes Holz. Da hieß es nur: Bist du bekloppt? Der kostet 10.000 Euro." Calmund stellt klar: "Mir ist nur wichtig, ob mir der Wein schmeckt. Alles andere ist mir schnurzpiepegal." 18 Weine verkostet er an diesem Tag. Sie kommen von Winzern aus Leiwen, Trittenheim, Neumagen-Dhron, Piesport, Minheim und Wintrich. Oft nippt er nur und schüttet den Rest der Gläser seinem Kumpel Andreas ein. "Ich trinke nicht viel und muss noch fahren", sagt "Calli".

Die 300 Besucher im Zelt finden das nicht schlimm. Sie freuen sich eher über das freche Mundwerk des Schwergewichts, das 2002 mit Bayer Leverkusen dreimal Zweiter im Fußball wurde - in der Meisterschaft, dem Pokal und der Champions-League. Mit Toppmöller als Trainer. Ein Trost, so scherzt er: "Ging es in die dritte Halbzeit, waren wir nicht Vizemeister, da waren wir Meister", verriet Calmund lachend. "Da haben alle laut ‚Marmor, Stein und Eisen bricht' gesungen - das war richtig gut." Der Ex-Manager foppt außerdem Toppmöller, indem er ihn an ein Jugendturnier in Argentinien erinnert, das beide besuchten. "Es war Juni. Ich habe dem Toppi gesagt, dass die Winter haben. Er hat trotzdem nur ein dünnes Mäntelchen mitgenommen. Und dann waren es fünf Grad." Toppmöller war der Grund, dass Calmund überhaupt nach Neumagen-Dhron kam, den es inzwischen ins Saarland verschlagen hat.

An der Mosel ist Calmund jedenfalls heiß begehrt. Die Weinhoheiten versammeln sich um den Ex-Manager und lassen sich fotografieren. Anna Molitor fragt er: "Kannst du mir die Bilder senden?" Sie entgegnet: "Klar, dazu brauche ich aber eine Nummer." Calmund legt los: "0170…" - dann fällt ihm ein, dass noch andere Zuhörer um ihn herum stehen. So flüstert er der Weinkönigin von Minheim die restlichen Zahlen ins Ohr - und lädt sie später sogar zum Kochduell von Vox ein. Molitor ist begeistert: "Er ist freundlich, sympathisch und nimmt die Sache locker." Und auch bei den anderen Fans zeigt sich Calli geduldig und erfüllt noch den letzten Autogrammwunsch. Um 19 Uhr fleht er zwar, bald aufbrechen zu dürfen. Aber erst um 20.17 Uhr braust er mit seinem BMW davon. Gefallen hat es "Calli" an der Mosel, wie er deutlich macht. "Die Römer waren nicht blöd vor 2000 Jahren. Die wussten schon genau, wo sie sich aufhalten können. Und: Ihr habt die besten Rieslingweine der Welt."

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