Damit es bei Beulen bleibt

WITTLICH. Sturz vom Wickeltisch, giftige Zimmerpflanzen, lebensgefährliche Geh-freis und der plötzliche Kindstod: Eltern müssen ihr Kind umsichtig betreuen, wenn sie es unbeschadet durch das erste Lebensjahr bringen möchten.

Zwischen einem Dutzend Mamas mit Kindern und jungen Frauen mit dicken, runden Bäuchen saßen auch zwei angehende Väter im Gruppenraum der Caritas, als Kinderarzt Dr. Jürgen Florian über die Gefahren des ersten Lebensjahres sprach und darüber, wie sie minimiert werden können. In einer groß angelegten Erhebung konnte bewiesen werden, dass das Risiko des plötzlichen Kindstods erheblich zurückgeht, wenn Babys auf dem Rücken schlafen. Auch Speikinder sollten so gebettet werden. Nichts im Kinderbett zu suchen haben Kissen, Decken und Kuscheltiere: Sie mögen schön aussehen, stellen jedoch allesamt Gefahrenquellen dar. Das einzig Richtige seien Schlafsäcke, die der Körpergröße des Kindes angepasst sind. Auch Rauchen der Eltern in der Wohnung stellt ein zusätzliches Risiko für den plötzlichen Kindstod dar. Über dem Bett darf absolut nichts für das Kind Erreichbares an einer Schnur hängen: Strangulationsgefahr. Keine Sekunde allein lassen dürfen Mama und Papa die Knirpse auf dem Wickeltisch. "Das gilt vom ersten Tag an", so Florian. Man könne Gift darauf nehmen, dass das Kind exakt den Augenblick für eine gefährliche Drehung abpasst, wo man sich nach hinten wende, um nach der nächsten Windel zu greifen - auch, wenn das Kind theoretisch noch gar nicht zu dieser Bewegung fähig sei. Ein Blick in die Kinderchirurgie beweise das täglich. Apropos Gift: Nicht die Erde von Zimmerpflanzen sei bedenklich, sondern oft genug das Grünzeug selbst. Putzmittel, Medikamente, Erdnüsse, Aschenbecher und Alkohol dürfen nicht in Bodennähe aufbewahrt werden, wobei diese Aufzählung nur eine Auswahl verbotener Dinge enthält. Unbekanntes Terrain stellt dabei für Kleinkinder erfahrungsgemäß die größte Herausforderung dar. Gerade auf Besuch bei netten Menschen, die ihre Wohnung nicht kleinkindgerecht gesichert haben, kommen immer wieder Vergiftungen vor. Florian: "Es schadet nichts, dort die Abstellkammer einfach abzuschließen." Feste Unterlagen gehören ins Bettchen ebenso wie in den Laufstall. Den Hochsitz sollte man am Tisch fixieren. Unfälle geschehen, wenn sich hungrige, ungeduldige Kinder am Tisch abstoßen und samt Hochsitz nach hinten kippen. Als lebensgefährlich bezeichnet Florian die noch vor wenigen Jahren sehr beliebten Geh-freis, während er gegen andere Gehhilfen auf Rädern nichts einzuwenden hat. Autositze sollten dem Gewicht des Kindes angepasst sein. Insgesamt mahnt Florian den gesunden Menschenverstand und ein gesundes Augenmaß an. Nicht jede Gefahr könne vermieden werden, und ohne ein paar Beulen und blaue Flecken gebe es keine Kindheit. Das kostenlose Angebot der Caritas gehörte zu einem Gesamtkonzept von offenen Treffs und Informationsveranstaltungen, die auch weiterhin laufen. Das Ziel: Informationen über Schwangerschaft, Verhütung, Geburt und den Nachwuchs im direkten Gespräch weiterzugeben, Unsicherheiten zu beseitigen und rechtliche Hintergründe zu klären.Nähere Infos unter Telefon 06571/915517.

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