Das Erfolgsmodell kehrt heim

"Schön ist es weiß Gott nicht." So despektierlich spricht nicht irgendjemand von dem einzigartigen Krokodils-Fund des Eckfelder Maars. Es ist Dr. Herbert Lutz, verantwortlich für das Gesamtprojekt Grabungen am Eckfelder Trockenmaar. Gemütlich eine Zigarette rauchend gibt der Angestellte des Naturhistorischen Museums Mainz, der zwischen Mainz, Ruanda, Rheinhessen und der Eifel hin- und herjettet, am Rande der Grabungen in Eckfeld Auskunft über das Reptil.Magensteine gegen den Auftrieb im Wasser

 Der Museumsleiter und das Krokodil: Dr. Martin Koziol vor der Vitrine im Maarmuseum.Foto: Marion Maier

Der Museumsleiter und das Krokodil: Dr. Martin Koziol vor der Vitrine im Maarmuseum.Foto: Marion Maier

Am Montag ist das Fossil nach drei Jahren, in denen es in Mainz aufwändig präpariert und ausgestellt wurde, in die Eifel zurückgekehrt. In einer beleuchteten Vitrine, in der man es per Spiegel auch von unten betrachten kann, dürfen Besucher es nun im Maarmuseum bewundern. Die Besucher erwartet eine etwas unförmige braune Gesteinsmasse, in der mit viel Fantasie ein Krokodil zu erkennen ist. Das Besondere an dem Fund: Hier haben die unermüdlich grabenden Forscher eine fast vollständige Leiche eines 44,3 Millionen Jahre alten Krokodils gefunden. Nur der Schwanz fehlt, und das Tier ist etwas verdreht. Ansonsten stießen die Fossilsucher bislang in puncto Krokodil gerade mal auf Einzelteile wie Zähne oder Knochen. Besonders gut sind an diesem Tier die Magensteine zu erkennen. "Die", so erklärt Museumsleiter Martin Koziol, "haben die Tiere verschluckt, damit sie dem Auftrieb im Wasser etwas entgegensetzen können." Diplocynodon, Doppelhundszahn, lautet der Gattungsname des uralten Reptils, das vermutlich Vorfahre der heutigen Alligatoren ist. Der Name kommt von dem an einen Hund erinnernden Gebiss mit jeweils zwei Eckzähnen auf jeder Seite. "Die Art war im frühen Tertiär verbreitet", erklärt Lutz. Als das Tier damals in dem Maar lebte, herrschten dort subtropische Temperaturen. Ernährt habe es sich vermutlich vor allem von Fisch. "Wahrscheinlich hat es aber auch mal versucht, eins der damals häufigen Urpferdchen ins Wasser zu ziehen. Es fraß bestimmt aber auch Wasservögel, Insekten und Frösche", so Lutz."In dieser Form einfach perfekt"

Den heutigen Alligatoren sieht der Doppelhundszahn sehr ähnlich. Dass sich die Tiere im Laufe der Evolution kaum verändert haben, hat seinen Grund. Koziol: "Die Krokodile sind Erfolgsmodelle der Evolution. In dieser Form sind sie einfach perfekt." Seit 150 Millionen Jahren sähen die Tiere gleich aus. Deshalb nennt man sie auch lebende Fossilien. Der Vergangenheit auf der Spur, buddeln sich Forscher des Naturhistorischen Museums in Mainz seit 1987 in dem unter Denkmalschutz stehenden Maar systematisch durch den Ölschiefer. Neben dem Krokodil haben sie mittlerweile fünf Urpferd-Skelette, die älteste Honigbiene der Welt, die älteste Laus der Welt und einige Halbaffenreste gefunden. Ausgestellt sind die Funde aus der Urzeit oder zumindest Abbildungen von ihnen im Maarmuseum in Manderscheid. Die Öffnungszeiten: dienstags bis samstags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie sonntags 13 bis 17 Uhr. Am morgigen Donnerstag bietet das Museum um 14 Uhr eine Geo-Exkursion zur Fossil-Lagerstätte Eckfelder Maar an. Treffpunkt ist am Haupteingang des Maarmuseums. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www. maarmuseum.de.

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