Der Bau-Boom ist Geschichte

Landauf landab weisen die Gemeinden Baugebiete aus, lassen sie für viel Geld erschließen — und müssen vielerorts immer häufiger die Erfahrung machen: Es gibt kaum noch Interessenten für die Bauplätze. Auch im Kreis Bernkastel-Wittlich bewegt sich die Bautätigkeit auf Tiefstand.

 Ein selten gewordener Anblick: Im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Anzahl der neu gebauten Privathäuser zurückgegangen, die Anzahl der Bauanträge befindet sich auf einem Tiefstand. TV-Foto: Archiv/Christine Cüppers

Ein selten gewordener Anblick: Im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Anzahl der neu gebauten Privathäuser zurückgegangen, die Anzahl der Bauanträge befindet sich auf einem Tiefstand. TV-Foto: Archiv/Christine Cüppers

Wittlich/Bernkastel-Kues. 415 Bauanträge für Ein- oder Zweifamilienhäuser stellten Privatleute im Jahr 2006 im Kreis Bernkastel-Wittlich. Ein starker Rückgang: Denn das sind nur noch etwa halb so viele wie vor vier Jahren. Absolute Spitze im Zehn-Jahres-Vergleich war 1999 mit 902 Bauanträgen, doch diese Zeiten sind vorbei. Lediglich im Jahr 2005, kurz bevor die Eigenheim-Förderung wegfiel, gab es mit 630 Bauanträgen nochmal einen leichten Aufschwung. "Vor Ablauf der Frist am 31.12.2005 wurden vermehrt Bauanträge eingereicht. Dies führte aber zu einem starken Rückgang der Bautätigkeit im Folgejahr", sagt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Dennoch weist annähernd jede Gemeinde weiter Baugebiete aus, streckt dann einige tausend Euro Erschließungskosten vor und hofft auf Kaufwillige. Doch die Gemeinden bleiben nicht selten auf den Grundstücken sitzen, etwa wie im Hunsrückort Thalfang. Dort stehen im Neubaugebiet erst auf vier der 42 Bauplätzen Häuser, drei weitere Grundstücke sind verkauft (der TV berichtete). Und Thalfang ist bei weitem kein Einzelfall.Bevölkerungszuwachs entlang A 1 und B 327

Viele der 108 Gemeinden im Kreisgebiet kennen das Problem. Zwar zählt der Kreis mit knapp 114 000 annähernd gleich viele Einwohner wie in den Vorjahren. Doch diese verteilen sich nicht gleichmäßig auf alle Orte. Während manche Gegenden Zuwachs haben, sterben andere geradezu aus. "Es gibt große räumliche Unterschiede. Bevölkerungszuwächse verzeichnen nur die Stadt Wittlich, die Einheitsgemeinde Morbach und die Verbandsgemeinde Wittlich-Land, während in den Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach und vor allem Neumagen-Dhron die Bevölkerung seit den 90er-Jahren teils erheblich schrumpft", sagt Kuhnen. Noch deutlicher würden sich die räumlichen Unterschiede auf Gemeinde-Ebene zeigen. Kuhnen: "Zuwächse können vor allem Orte entlang der Autobahn und der B 327 verbuchen. In landwirtschaftlich geprägten und verkehrstechnisch weniger gut erschlossenen Dörfern geht die Bevölkerung teils schon sehr deutlich zurück." Die 415 Bauanträge im Jahr 2006 verteilen sich auf die Kommunen wie folgt: VG Wittlich-Land: 99 Bauanträge (22 000 Einwohner);VG Bernkastel-Kues: 87 Bauanträge (23 000 Einwohner);Stadt Wittlich: 58 Bauanträge (18 000 Einwohner);VG Manderscheid: 43 Bauanträge (8000 Einwohner);Einheitsgemeinde Morbach: 31 Bauanträge (11 000 Einwohner);VG Kröv-Bausendorf: 27 Bauanträge (9000 Einwohner);VG Neumagen-Dhron: 27 Bauanträge (knapp 6000 Einwohner);VG Thalfang: 21 Bauanträge (7500 Einwohner) undVG Traben-Trarbach: 21 Bauanträge (9500 Einwohner).Zwar liegen bei dieser Auflistung Manderscheid und Bernkastel-Kues noch vor Wittlich oder Morbach. Doch ein Jahr lässt auch keine Rückschlüsse auf langfristige Trends zu. "Die Zahl der Neubauvorhaben variiert relativ stark von Jahr zu Jahr. Bei knappen Baustellen in einzelnen Orten kommt es nach Erschließung eines Neubaugebiets zu zahlreichen Nachfragen im ersten Jahr, die in den Folgejahren häufig stark nachlassen", sagt Kuhnen. Über Jahre betrachtet würde es Bauwillige vor allem nach Wittlich, Wittlich-Land und Morbach ziehen. Kuhnen: "Eben dort, wo wir auch die meisten Bevölkerungszuwächse haben." Doch anders als die Bevölkerungszahlen werden die Bauanträge noch nicht in einem systematischen Mehr-Jahres-Vergleich aufbereitet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort