"Der Kabinett verschwindet, wenn nichts passiert"

Anlässlich der Veranstaltung "Wein hilft" in der Weinhandlung Wildbad Wein in Traben-Trarbach standen der "Tatort"-Schauspieler Andreas Hoppe und Autor Stuart Pigott im Interview Rede und Antwort. Stuart Pigott kommentierte eine Weinprobe des "Klitzekleinen Rings", Andreas Hoppe las aus Pigott's neuem Buch: "Wilder Wein".

 Im TV-Interview: Andreas Hoppe (rechts) und Stuart Pigott. TV-Foto: Claudia Müller

Im TV-Interview: Andreas Hoppe (rechts) und Stuart Pigott. TV-Foto: Claudia Müller

Traben-Trarbach. (mue) Im Gespräch mit Claudia Müller beantworten Stuart Pigott und Andreas Hoppe Fragen zur Weinliebe und der Zukunft des Moselweins.

Herr Hoppe, ist es Ihr erster Aufenthalt an der Mosel?

Andreas Hoppe: Ich bin zum vierten Mal an der Mosel und fühle mich hier sehr wohl.

Sie sind in Ihrer Rolle Italien-affin. Rotweine gibt es hier wenige. Wechseln Sie zum Riesling über?

Andreas Hoppe: Ich bin heute bei der Weinauswahl nicht mehr so festgelegt. Früher war ich oft in Italien in Urlaub und habe daher viele italienische Weine getrunken. Heute bin ich neugierig, auszuprobieren, was es sonst noch so gibt. Im Sommer trinke ich gerne mal einen Riesling von der Mosel, im Winter lieber Rotwein.

Haben Sie einen Lieblingswein von der Mosel, vielleicht einen Geheimtipp?

Andreas Hoppe: Gestern war ich das erste Mal bei einer Weinprobe und habe sehr viele interessante Weine probiert (Weinpräsentation des Klitzekleinen Rings, Traben-Trarbach). Das war sehr spannend, aber lieblich ist so gar nicht mein Ding. Die Weine aus ökologischem Anbau haben mir besonders gut gefallen. Wenn mir der Wein schmeckt, und ich dann merke, dass er aus ökologischem Anbau ist, finde ich das toll. Bei der Ernährung und beim Wein achte ich auf möglichst gute Qualität.

Herr Pigott, wie sehen Sie den Qualitätstrend der Moselweine. Hält der Trend an oder stagniert er?

Stuart Pigott: Um Längen ist noch kein Ende in Sicht. Es gibt viel Potenzial in noch unbekannten Steillagen, die wieder entdeckt werden, wie zum Beispiel der Trabener Hühnerberg. Zudem ist das menschliche Potenzial an der Mosel sehr groß, aber viele Moselaner unterschätzten ihr eigenes Potenzial.

Mich interessiert nicht der Wein, der nur ein bisschen gut ist. Wichtig ist, mit mehr Konsequenz etwas Grandioses zu machen. Wer einen richtig guten Wein machen will, der muss viel Arbeit reinstecken. Fernab von Masse ist der einzige Weg, mit weniger Ertrag mehr Qualität zu erreichen. Dabei muss viel Wert auf eine selektive Lese, schonendes Keltern und Kellerarbeiten gelegt werden.

Ich appelliere an die Pingeligkeit bis in kleinste Details, es gibt noch viel zu tun.

Hat sich der Klimawandel bereits auf die Qualität ausgewirkt?

Stuart Pigott: Ganz sicher. Die durchschnittliche Temperatur ist an der Mosel in der letzten Generation um ein Grad gestiegen. Wir können froh sein, dass Klimastudien darauf hindeuten, dass der weitere Anstieg im Moseltal gemäßigter sein wird. Ich prophezeihe ein halbes Grad in den nächsten 20 Jahren. Das könnte für die Mosel vorteilhaft sein.

Seit meiner ersten Moselreise anno 1982 hat sich viel verändert. Man war auf der falschen Schiene unterwegs, damals war Masse angesagt, es gab süffige, oberflächliche Weine. Durch ein Umdenken in der Winzerschaft kam der Aufschwung, und immer mehr Leute schätzen die einmaligen Moselweine.

Dass die Entwicklung im Tourismus weitergeht, ist genau so wichtig wie Entwicklung im Weinbau. Beide sind eng miteinander verknüpft.

Wie wird die Situation in 20 Jahren aussehen?

Stuart Pigott: Wir hatten in den letzten Jahren einige normale Weinjahrgänge wie 2001, 2002 und 2004. Aber auch hochgradige wie 2003, 2005 und 2006. Die Kellerwirtschaft und die Vermarktung müssen sich damit auseinandersetzen, es wird zukünftig mehr Weine mit mehr Oechsle und mehr Alkohol geben. Gute und richtig gelungene Weine sind immens lagerfähig.

Der für die Mosel typische leichte Kabinett wird nicht mehr erkennbar sein und verschwindet, wenn nichts passiert. Ich plädiere für ein Maximalmostgewicht von unter 90 Grad Oechsle. Es geht sonst ein Geschmackstypus verloren, das wäre sehr schade. Die Winzer müssen systematisch arbeiten für leichte spritzige Weine. Wenn es ein Brummer ist, ist es ein Monster.

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