Der schwebende Helm

WITTLICH. (peg) Der Kirchturm von St. Markus in der Kreisstadt ist – fast – wieder vollständig: Am vergangenen Samstag wurde der so genannte Helm wieder auf der Laterne befestigt. Nun fehlen dem Kirchturm nur noch das Kreuz und der Hahn.

Personen: Datum: 25.9.05Ressort: moselFotografin: Petra Geisbüsch Von unserer MitarbeiterinPETRA GEISBÜSCH Mindestens einen hatte die bevorstehende Unternehmung in der Nacht zuvor nicht schlafen lassen: Schlosser Christian Schrot gestand, er habe vor Aufregung kein Auge zugetan. Verständlich, denn der Auftrag war alles andere als alltäglich. Es galt, die Spitze des Turms, den Laternenhelm, wieder auf seinen angestammten Platz auf die Laterne zu setzen. Arbeiten in luftiger Höhe

Zuvor jedoch war am Boden noch so einiges zu erledigen. Schlosser, Architekt und Zimmerleute hielten den Atem an, als der Kran schließlich anzog und sich die Laterne bewegte: zunächst zaghaft einige Zentimeter, dann knapp zwei Meter hoch, um die allerletzten Feinarbeiten unterhalb des glockenförmigen Gebildes zu verrichten. Fünf Minuten noch, und dann ging es zügig nach oben, genauer gesagt, in luftige 50 Meter Höhe. Das Wetter war optimal, kein Regen, kein Wind; das Gerüst, das den Glockenturm dieser Tage umfasst, schwankte nicht - oder um es ehrlicher zu sagen: Es schwankte jedenfalls nicht mehr, als es in der Natur eines solchen Gerüstes liegt. Die zahlreichen Schaulustigen, die sich in der Karrstraße, vor der Eisdiele und im Daus'schen Gastgarten eingefunden hatten, mussten von unten zusehen, obwohl manch einer gerne mit auf den Turm gekommen wäre. Allerlei originelle Vorschläge wurden vorgebracht wie: "Braucht ihr nicht zufällig auf dem Turm noch einen Fotografen?" Oben floss der Schweiß dann noch einmal in Strömen, bis der Helm wirklich bündig auf seiner Laterne saß. Heißer Tee statt kühlem Bier

Wieder zurück auf festem Boden war das Durchatmen ganz deutlich hörbar. Das Manöver war auf den Millimeter genau geglückt. Und wieder ein Geständnis aus dem Mund des Schlossers: "Jetzt könnt' ich sehr gut 'n Bier vertragen!" Verdient hätte er es gehabt. Aber wie das Leben so spielt: Als Christian Schrot am Morgen die Thermoskanne befüllte, hatte er diesen Wunsch nicht bedacht. So musste es eben schnöder Tee tun.

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