Die Angst der Winzer vor dem Hagel

Freud und Leid liegen derzeit in der Winzerschaft der Mosel dicht beieinander. Während in den Toplagen bereits der Riesling zu blühen beginnt, bangen in mehreren Orten der Untermosel zahlreiche Winzer um ihre Existenz. Dort hat der Hagel vor einer Woche große Weinbergsflächen vernichtet.

 In den Spitzenlagen der Mosel hat die Rebblüte eingesetzt. Das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen hat für einen Vegetationsvorsprung von etwa zwei Wochen gesorgt. TV-Foto: Winfried Simon

In den Spitzenlagen der Mosel hat die Rebblüte eingesetzt. Das feucht-warme Wetter der vergangenen Wochen hat für einen Vegetationsvorsprung von etwa zwei Wochen gesorgt. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach/Bernkastel-Kues/Cochem. Können die Winzer erneut auf einen überdurchschnittlich guten Jahrgang hoffen? Die erste Voraussetzung zumindest ist gegeben, denn in den Spitzen-Steillagen der Mosel hat die Rebblüte eingesetzt - rund zwei Wochen früher als im langjährigen Durchschnitt. Bleibt es in den kommenden zehn Tagen weiter warm, das heißt sinkt die Temperatur nicht unter 15 Grad, "geht die Blüte problemlos durch". Eine frühe Blüte, das hat das vergangene Jahr gezeigt, hat den Vorteil, dass die Trauben eine längere Zeit für die Reife haben. In der Regel dauert es vom Ende der Traubenblüte noch etwa 95 bis 100 Tage bis zum Beginn der Lese. Doch derzeit beherrscht nicht der gute Vegetationsstand der Reben das Gespräch unter den Winzern, vielmehr blicken sie mit Sorgen auf den allabendlichen Wetterbericht. Ein Hagelunwetter hat vor einer Woche in zahlreichen Untermosel-Gemeinden zwischen Ediger-Eller und Valwig katastrophale Schäden angerichtet (der TV berichtete). Weinbauberater Franz-Josef Treis schätzt, dass dort rund 300 Hektar Weinberge zu 80 bis 100 Prozent geschädigt wurden, weitere 300 Hektar zu 50 bis 80 Prozent und 800 Hektar zu 30 bis 50 Prozent. Es dürfte die schlimmste Hagelkatastrophe in den Weinbergen der Mosel seit Jahrzehnten gewesen sein. Umstrukturierungsprämie wird vorzeitig gewährt

 Fast kein Grün mehr: An dieser Rebe beträgt der Ernteausfall 100 Prozent. Weil die Rebentriebe zerstört sind, wird auch im kommenden Jahr der Ertrag nur sehr gering sein. Foto: DLR Mosel

Fast kein Grün mehr: An dieser Rebe beträgt der Ernteausfall 100 Prozent. Weil die Rebentriebe zerstört sind, wird auch im kommenden Jahr der Ertrag nur sehr gering sein. Foto: DLR Mosel

Im vergangenen Jahr, in der Nacht zum 26. Mai, hatte es vor allem Trittenheim, Minheim, Dhron und Wintrich getroffen. Auch dort beklagten die Winzer in zahlreichen Lagen bis zu 100 Prozent Ertragsausfall. Die Serie sehr guter Weinjahrgänge ist auch eine Folge der Klimaerwärmung, gleichzeitig steigt aber das Unwetter-Risiko. Unterdessen erörtern an der Untermosel Politiker, Weinbauberater und Vermarktungsunternehmen Möglichkeiten, den in ihrer Existenz betroffenen Winzern zu helfen. Ein Vorschlag: Die Winzergenossenschaft Moselland eG und die Großkellerei Zimmermann-Graeff & Müller sollen den Winzern, die ihre Kunden nicht mehr bedienen können, Trauben und Most verkaufen. Der Cochem-Zeller Kreiswinzervorsitzende Rolf Haxel regt ferner an, dass der Bauern- und Winzerverband Trauben vermitteln soll. Laut Hubert Friedrich vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR) ist das Umstrukturierungsprogramm 2009 bereits jetzt für die Winzer geöffnet, die neu pflanzen müssen. Den Betrieben soll die Umstrukturierungsprämie vorzeitig gewährt werden. Die Sparkasse Mittelmosel hat angekündigt, die betroffenen Betriebe und andere Geschädigte schnell und unbürokratisch mit kurzfristigen Liquiditätshilfen, Überbrückungskrediten und Stundungsmaßnahmen zu unterstützen.

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