Die Blechkaul und das Ochsenblut

WITTLICH. Trotz eifriger Bemühungen konnte nicht geklärt werden, woher der Name "Sporgraben" kommt. In einer Katasterzeichnung aus dem Jahr 1759 wird er als eine Verbindung von der "Staffelstein-Bernkasteler-Provinzialstraße" (heute Himmeroder Straße) zur Straße nach Koblenz dargestellt.

Wie man alten Schriften entnehmen kann, war in der Tat die Achse Koblenzer Straße, alter Hahnerweg (heute Alte Poststraße), Sporgraben zur späteren Himmeroder Straße eine Art Umgehungsstraße, um einer Durchfahrt durch die Stadt und einer damit verbundenen Entrichtung von Zollgebühren zu entgehen. Genau gegenüber der Einmündung des Sporgrabens in die Himmeroder Straße war eine Brücke über die Lieser, deren Fundamente noch bis zur Errichtung der heutigen Liesermauer zu sehen waren. Von dort führte der Weg dann weiter über die Brückenmühle, den Pichterberg nach Himmerod und Kyllburg. Wenn man sich das Foto aus den 50er- Jahren anschaut, kann man kaum glauben, dass der holperige und unbefestigte Sporgraben einmal eine so bedeutende Rolle gespielt hat. Über Jahrhunderte floss das Oberflächenwasser aus dem großen Gelände des Afferbergs und Quetschenbergs - wo heute das Krankenhaus steht - durch den Sporgraben hinunter zur Lieser und hinterließ dort seine Spuren. Vermutlich kommt daher der Name "Graben". Beim Bau der Sporgraben-Siedlung im Jahr 1936 wurde der obere Teil des Sporgrabens verrohrt, bergabwärts lief das Wasser offen weiter in Richtung Lieser. Manchmal war das Wasser blutrot, wenn in der Holzindustrie in der Kalkturmstraße Ochsenblut unter den Holzleim gemischt wurde. Weil die Wittlicher in diesem Graben ihren Bauschutt abluden, sagen die alten Wittlicher heute noch immer "die Blechkaul". Für die Kinder war der Sporgraben bis zu seinem Ausbau und seiner beidseitigen Bebauung ein Spielparadies: fließendes Wasser, Steine, Sand, Büsche zum Verstecken und im Winter eine ideale Rodelbahn.

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