Die Feuerwehr braucht Frauen

WITTLICH. Frauen in der Feuerwehr: Heute ein Muss, wie die Mitgliederzahlen belegen, und doch immer noch keine Selbstverständlichkeit. Dies wurde bei einer Podiumsdiskussion bei der Wittlicher Feuerwehr deutlich.

Die schlechte Nachricht: Frauen in ehemaligen Männerdomänen haben mit den immer gleichen Problemen zu kämpfen. Die gute Nachricht: Sie sind zu bewältigen, wenn man, pardon, frau, nur stark, stur und standhaft genug ist. Und fleißig, belastbar, hartnäckig und kommunikativ im Umgang mit den Vorgesetzten ebenso wie mit den Lebenspartnern, die sich freiwillig ungern an Abwasch, Kloputz oder Bügelwäsche beteiligen. Sabine Ehlen heißt die Fachbereichsleiterin für Frauen in der Feuerwehr, die zu diesem Thema in die Feuerwache nach Wittlich eingeladen hatte. Aktive Feuerwehrfrauen sowie zahlreiche - fast ausschließlich männliche - Funktionsträger aus dem ganzen Kreis waren gekommen. "Guter Feuerwehrdienst ist nicht geschlechtsabhängig" lautete das Fazit von Ehlens Vortrag. Unbedingt müssten Frauen auch in die Führungspositionen drängen, was bisher im Kreis erst einmal geschehen sei. Vorurteile wie: "Das ist jetzt unsere Quotenfrau" oder "Das schafft die körperlich eh nicht", müssten dringend widerlegt werden, so Oberbrandinspektorin Manuela Barthel. In der anschließenden Podiumsdiskussion stellte sich heraus, dass sich die Herausforderungen für das weibliche Geschlecht in allen ehemaligen Männerdomänen ähneln. Vergleichsweise einfach ist es bei Bundeswehr und Polizei: Hier handelt es sich um Berufe, in denen männliche Kollegen die Stärken von Frauen längst zu schätzen wissen. "Ich bekomme häufig gesagt, dass meine beruhigende Art Wunder wirkt", berichtet Polizeioberkommissarin Karin Beerbohm. Ähnlich bei der Bundeswehr. Jessica Messemer verrät, dass die Grundausbildung für sie körperlich ein Horror gewesen sei. Sie habe geschlafen wie ein Baby, was man auch von ehrlichen Männern schon gehört habe. Jetzt sei sie jedoch vollkommen in ihre Einheit integriert. Manuela Barthel aber weiß: "Eure Fehler werden immer noch härter geahndet als die der Männer." Und das ausgerechnet im Ehrenamt, ergänzt DRK-Frau Lotte Stüttgen, wo zur Doppelbelastung der meisten Frauen, die "neben" dem Beruf auch Familie und Haushalt als einsame Kämpfer bewältigen, die dritte hinzukommt. Doch Frauen in der Feuerwehr werden dringend gebraucht, betont Otto Ehlen, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf: "Wir können eigentlich gar nicht genug davon kriegen." Das betreffe nicht nur Nachwuchskräfte, sondern auch Frauen nach der Familienpause, ergänzt Kreisausbilder Peter Gerhards. "Die nehmen wir mit Kusshand." Auf dumme Sprüche müssen die sich allerdings einstellen, wie eine Feuerwehrfrau von der Mosel erzählt. Als sie mit Mitte 30 in die Feuerwehr eingetreten war, sorgte das für Irritationen - allerdings bei ihren Geschlechtsgenossinnen. Entsetzt fragten sie vor jedem Fest: "Ja, schiebt die jetzt Dienst? Backt die jetzt keinen Kuchen mehr?"

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