Die Hausaufgabenbetreuer

WITTLICH. Ein Dutzend Schüler der Wittlicher Dualen Oberschule (DOS) hatte seit Februar die Hausaufgabenbetreuung von Grundschülern übernommen – und im Handumdrehen deren Herzen erobert.

Die Ganztagsschüler der Grundschule Friedrichstraße wollten ihre großen Kollegen gar nicht mehr gehen lassen. Zwischen 15 und 17 Jahren sind die Zehntklässler der DOS, die kürzlich zum letzten Mal ihren Betreuungsjob ausübten. Seit Februar waren sie einmal pro Woche zu "ihren" Mädchen und Jungs gekommen. Nach dem Mittagessen werden von 14 Uhr bis etwa 14.45 Uhr unter der Anleitung einer pädagogischen Fachkraft die Hausaufgaben gemacht. In dieser Zeit stießen die DOS-Schüler dazu und halfen bei allen auftretenden Schwierigkeiten.Manchmal helfen die Kleinen den Großen

"Es ist ein tolles Gefühl, gebraucht zu werden", sagt Anastasia Buchmüller. Als um so schlimmer empfindet sie nun den Abschied. "Die Kleinen wurden uns mit den Monaten immer sympathischer", bestätigt Curtis-Lee Gordon, der gleich zweimal in der Woche bei seinem Dutzend Drittklässler war. Besonders erpicht waren die Kinder auf seinen Taschenrechner. Blumen zum Abschied bekam Jessica Zimmer von ihren Erstklässlern. Jessica stammt aus Diefenbach; ohne das "Taxi Mama" hätte sie den Job nicht annehmen können. Nina Heckel erzählt, wie sie einmal ihre eigenen Hausaufgaben gemacht habe. "Was machst du da?", hätten die Kleinen gefragt. "Englisch? Komm, ich helf' dir, das kann ich auch!" Spannend seien auch die Erzählungen aus dem Sexualkundeunterricht gewesen, erinnert sich Nina-Marie Schmitz, oder das anfängliche Chaos in der Theater-AG. "Am Ende hat doch immer alles funktioniert", berichtet Ksenija Heck. Nathalie Rubenwolf war einst selbst Schülerin der Grundschule Friedrichstraße. Obwohl es auch Schwierigkeiten gegeben habe, wenn die Kleinen zum Beispiel die fertige Antwort von ihr erwarteten, anstatt selbst einmal nachzudenken: "Wenn man durchgreift, geht das schon." Sie hätten mit den Kindern auch Dinge tun können, für die den Lehrerinnen die Zeit fehle. Das habe ihnen ebenso gut getan wie den Grundschülern. Helma Thelen-Oberbillig und Helmut Roth waren die Klassenlehrer der beiden DOS-Klassen, aus der die Hausaufgabenbetreuer stammten. In ihren vielen Jahren als Lehrerin habe sie noch nie eine derart tolle Truppe beieinander gehabt, lobt Thelen-Oberbillig. Viele Jugendliche wüchsen ohne Geschwister auf und könnten auf diese Weise lernen, zuverlässig Verantwortung zu übernehmen, aber auch Nähe, Wärme und Vertrauen zu erleben. Das Ehrenamt an der Grundschule habe sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Monate ihrer Schulzeit gezogen. "Wenn es terminliche Schwierigkeiten gab, haben die Hausaufgabenbetreuer immer versucht, den Kindern den Vorzug zu geben", sagte Thelen-Oberbillig. Auch wenn der Abschied von den Grundschülern schwer fällt, haben die Hausaufgabenbetreuer allen Grund zur Freude: Keiner steht nach dem Sommer auf der Straße. Alle haben Ausbildungs- oder Schulplätze bekommen.

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