Die Kestener müssen noch etwas Geduld haben

KESTEN. Der ursprüngliche Zeitrahmen sah anders aus. Weitergehende Untersuchungen sorgen dafür, dass der Hochwasserdamm, den die Kestener herbei sehnen, später als geplant fertig wird.

"Karl-Heinz Ginsbach wird in Kesten der wichtigste Mann für die nächsten Jahre sein." Mit diesen Worten begrüßt Ortsbürgermeister Valentin Zimmer den Mann, der am Tisch Platz genommen hat, an dem der Gemeinderat tagt. Ginsbach ist allerdings kein Neubürger, von dessen Privatinitiative sich die Gemeinde wirtschaftlichen Aufschwung erhofft. Er ist "nur" Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD). Dort ist er aber der "Hochwasserpapst". Und in dieser Funktion ist er für manche Gemeinden schon der Mann, in dessen Händen ihre Zukunft liegt. Die Kestener haben 1994 den Antrag auf einen Hochwasserschutzdamm gestellt. Der Antrag war Ausfluss des Katastrophen-Hochwassers von 1993. "97 Prozent der Gebäude waren damals betroffen", macht Ginsbach gegenüber dem TV den Handlungsbedarf deutlich. Auch bei einem "normalen" Hochwasser sind weite Flächen des Ortes den Fluten schutzlos ausgeliefert. Die Grundsatzentscheidung für ein Schutzbauwerk traf der Verbandsgemeinderat Bernkastel-Kues bereits im Jahr 2001. Das Gremium muss tätig werden, weil die Kommune zehn Prozent der Kosten zu tragen hat. Ende September 2005 stimmte dann auch der Gemeinderat Kesten der Planung zu. Damals ging Karl-Heinz Ginsbach davon aus, dass bereits Ende 2008 mit der Fertigstellung des Bauwerkes gerechnet werden kann. Dieser Zeitablauf ist allerdings nicht mehr einzuhalten. Im September 2006 war vom Frühjahr 2009 die Rede. Aber auch dieser Zeitpunkt stimmt nicht mehr. Ginsbach macht aber Hoffnung. Die Offenlegung der Pläne erfolge in Kürze. Die Ausschreibung sei seit Anfang des Jahres beantragt. Die Arbeiten könnten danach im Herbst dieses Jahres beginnen. "Die Fertigstellung ist für den Spätherbst 2009 geplant", sagt Ginsbach. Es sei noch eine weitere Präzisierung der Vorplanung notwendig gewesen, begründet Ginsbach gegenüber dem TV die Verzögerung. Außerdem seien die Strömungsverhältnisse des Grundwassers Gegenstand von weiteren Untersuchungen gewesen. Nichts verändert hat sich an den Bauplänen und den Kosten. Wie mehrfach berichtet, soll ein zirka 1080 Meter langes Bauwerk - teils Mauer, teils Deich - dafür sorgen, dass zumindest ein Hochwasser von den Ausmaßen wie im Mai 1983 nicht mehr die Erdgeschosse der Wohnhäuser erreichen kann. Gegen eine Flut von der Dimension wie an Weihnachten 1993 könnte allerdings auch dieser Damm nichts ausrichten. Ein höherer Damm, das machten die Experten mehrfach klar, steht in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis mehr. Schließlich hat Kesten nur 377 Einwohner. Die Baukosten belaufen sich auch so voraussichtlich auf stolze 14 Millionen Euro. Die Mittel dafür hält das Land Rheinland-Pfalz bereit. Die VG Bernkastel-Kues ist, wie bei solchen Projekten üblich, mit zehn Prozent an den Kosten beteiligt. Mit dem Projekt einher gehen umfassende Arbeiten zur Dorferneuerung (Abwasser, Wasser, Gemeindestraßen). Geplant ist ein Kostenvolumen von 3,5 Millionen Euro. Dafür können verschiedene Fördertöpfe angezapft werden, über die wiederkehrenden Beiträge werden aber auch die Bürger zur Kasse gebeten. Über allem steht aber der Hochwasserschutz. Karl-Heinz Ginsbach und Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, werden auch noch in den Nachbargemeinden informieren. Sie wollen Ängste zerstreuen, dass der Damm Auswirkungen auf andere Gemeinden haben könnte. Ginsbach: "Hydraulische Berechungen haben ergeben, dass es keine Auswirkungen gibt." Die Kestener drängen darauf, dass es nun voran geht. "Ein gewisser Ärger wegen der Verzögerungen ist schon da", gibt Peter Junk zu.

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