Die Magie des Buches

WITTLICH. Zum bundesweiten Vorlesetag hat die Stiftung Lesen am heutigen Freitag aufgerufen. In vielen Grundschulen im Kreis engagieren sich Freiwillige für das Projekt. In der Grundschule Jahnplatz, die der TV exemplarisch besucht hat, kamen Kinder schon am Mittwoch in den Genuss des Extra-Unterrichts.

"Findus und Petterson", "Hallo Anna, hier spricht Gott" oder "Kai aus der Kiste". Das ist nur eine kleine Auswahl dessen, was die Kinder der Grundschule Jahnplatz zu hören bekommen. Ganz aufgeregt sind die Schüler, als die Vorlesestunde beginnt. Aber auch für die Erwachsenen ist es eine nicht alltägliche Situation, einer Grundschulklasse vorzulesen. Vor dem Lehrerzimmer warten bereits einige Schüler, um ihre Vorleser abzuholen und zur Klasse zu bringen. In der 4a sind 13 Mädchen und neun Jungen gespannt, welches Buch Ilse Limper, ehemalige Direktorin des Peter-Wust-Gymnasiums, für sie ausgesucht hat. Es ist "Kai aus der Kiste" von Wolf Durian. Die Geschichte spielt im Berlin der 20er Jahre. Es geht um den Geheimbund von Straßenkindern, die "schwarze Hand". Ein Zigarettenkönig sucht einen Reklamekönig. Kai und seine Freunde, allesamt Straßenkinder, wollen den Wettbewerb gegen Herrn Kubalski gewinnen, was ihnen auch mit vielen Ideen gelingt. - Eine dreiviertel Stunde lang liest Ilse Limper Auszüge aus dem Buch, und die Schüler hören ihr gebannt zu. Still und aufmerksam verfolgen sie die Geschichte. "Zu Hause lese ich meistens selbst, oder lese meinem vierjährigen Bruder vor", erzählt eine der Schülerinnen. Nachdem die Geschichte beendet ist, bleibt Zeit, um Fragen zum Buch zu stellen. Einige wollen mehr über den Autor wissen, andere interessiert, wie oft Ilse Limper das Buch schon gelesen hat, und warum sie es ausgesucht hat. "Dass die Jungs so viele Ideen haben, gefällt mir. Deshalb habe ich es euch mitgebracht", erklärt die inzwischen 82-Jährige. Persönliche Fragen an die Vorleserin haben die Kinder zuhauf. Ob sie in Wittlich geboren sei, was ihr an Wittlich gefällt, in was sie sich gerne verwandeln würde, was sie nicht leiden kann und ob sie Fußball mag. Das ist nur eine kleine Auswahl der vielen Fragen, die die Kinder hatten. Zurzeit liest die Klasse "Die Konferenz der Tiere" von Erich Kästner, das klassische Lesebuch hat hier ausgedient. Auch in ihrer Freizeit nehmen die Kinder oft ein Buch zur Hand. "Ich lese jeden Abend, Harry Potter, Band fünf", sagt Julian Eichler. Obwohl Sachbücher bei den Kindern nicht so angesagt sind, erzählt ein Junge, dass er gerade ein Buch über Helikopter liest. Das Lesen soll auch in Lesenächten gefördert werden. Vor kurzem gab es eine Schmökernacht unter dem Motto "Geisternacht" für die Schüler der Grundschule Jahnplatz. "Es war unglaublich, einige der Kinder haben erst gegen 3.30 Uhr ihr Buch weggelegt", sagt Annette Freckmann, Klassenlehrerin der 4a. "Lesen regt den Geist an. Man geht in eine andere Welt und lernt, sich in andere hinein zu versetzen. Daneben ist es natürlich für die Sprachfähigkeit enorm wichtig. Menschen, die viel lesen, haben einen viel größeren Wortschatz", sagt die Vorleserin Ilse Limper. Außer Ilse Limper haben in der Grundschule Jahnplatz mitgemacht: Rosemarie Bölinger, Leiterin der Dualen Oberschule Wittlich, Pastor Karst aus St. Bernhard, Polizistin Karin Beerbohm, Kulturamtsleiter Justinus Calleen, Dr. Klaus Mahler, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung im St. Elisabethkrankenhaus, TV -Mitarbeiterin Petra Geisbüsch, Ursula Simon, ehemalige Lehrerin an der Grundschule Jahnplatz, Rudolf Bollonia von der Suchtberatungsstelle der Caritas. Am heutigen Freitag wird auch Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer vorlesen.

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