Die Pioniere sind alte Nachbarn

WITTLICH-WENGEROHR. Unter dem Namen "Brohl Wellpappe" kennen besonders Winzer das Verkaufslager in Wittlich-Wengerohr. Es zieht als erster Betrieb ins neue Industriegebiet Wengerohr-Süd um.

Leicht, flexibel, stabil - mit Papier und Pappe lassen sich Geschäfte machen. So gründete denn auch 1778 die Familie Boltersdorf eine Papiermühle. Heute, immer noch Familienunternehmen mit Hauptsitz in Mayen, setzt man auf Verpackungen aus Wellpappe.Kartons für Wein als Hauptgeschäft

Seit 1962 "sitzt" Brohl-Wellpappe auch in Wittlich, mitten im Gebiet Mosel-Saar-Ruwer, das es mit Weinverpackungen versorgt. Damals arbeitete Otto Heinkele noch für die Firma. Nun steht der Pensionär vor dem 18 000 Quadratmeter großen Grundstück im Industriegebiet Wengerohr-Süd, wo Brohl-Wellpappe einen Neubau hochzieht: 3000 Quadratmeter Hallenfläche plus 350 Quadratmeter Bürotrakt. Architekt Klaus Geisler erklärt: "Das Blocklager für die Fertigkartonagen ist eine Stahlkonstruktion in Skelettbauweise mit einer Brandschutzwand. Das Bürogebäude wird massiv." In "lichtem Grau" wird der Komplex nüchtern und sachlich die neue Adresse des Unternehmens sein. Die Anfänge in Wittlich waren rustikaler: "Damals haben wir in der Reithalle in der Kalkturmstraße angefangen. Als Aushilfslager hatten wir noch Tabakschuppen und die Zehntscheune in Lüxem", erinnert sich der Pensionär Otto Heinkele. Jetzt ist sein früherer Arbeitgeber Pionier. Den letzten Standort, in Wengerohrs Belinger Straße, hat man bereits verkauft, und die Bauarbeiten der ersten Ansiedlung in Wengerohr-Süd gehen gut voran. Das Dach des neues Vertriebs- und Logistikzentrums ist schon halb fertig. Detlef Schenk, heute Leiter des Verkaufsbüros, das spätestens im Januar seinen Umzug hinter sich haben wird, erklärt: "Damals waren Bahnversandkartons für Wein unser Hauptgeschäft an diesem Standort, heute sind es generell Kartons für Wein. Die weiteste Reise ging schon mal bis nach Japan."Toller Startschuss für das Industriegebiet

Und in Sachen Verkehrsanbindung war und ist Wittlich-Wengerohr idealer Standort. Maximilan Boltersdorf, einer der beiden geschäftsführenden Brüder von Brohl-Wellpappe, bekräftigt beim Pressetermin: "Von der Logistik her ist das ideal. Wir sind sehr schnell an der Mosel, dazu kommt die Autobahnanbindung." Im vergangenen Jahr feierte das Familienunternehmen mit insgesamt fast 400 Mitarbeitern sein 225-jähriges Bestehen. Maximilian Boltersdorf: "Die Hauptarbeit wird in Mayen erledigt. Wir produzieren 160 Millionen Verpackungen im Jahr und zwar alles, was man mit Wellpappe machen kann. Zum Beispiel auch das, was Sie im Geschäft täglich sehen können." Der kleinste Karton war ein Auftrag 80 mal 60 mal 50 Millimeter. "Für Gebisse", sagt Detlef Schenk lachend. "Wir könnten theoretisch auch ein Auto einpacken." Von Wittlich-Wengerohr aus wird hauptsächlich verteilt, besonders an Winzer, die ihre edlen Tropfen ja nicht einfach in der Flasche auf die Reise schicken können. Und neben der bruchsicheren, maßgeschneiderten Papphülle sorgt die Firma auch auf Wunsch für den Aufdruck. Acht Mitarbeiter sind am hiesigen Standort beschäftigt. Auf der Baustelle tummeln sich allerdings mehr Menschen am Tag des Pressetermins. Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer sagt, während hoch über ihm zwei Männer auf dem Dach arbeiten und neben ihm gemauert wird: "Das ist eine wichtige Sache. Wir freuen uns riesig, das ist ein toller Startschuss. Dabei haben wir erst jetzt angefangen, das hier zu vermarkten." In der Standortfrage hatte sich Brohl Wellpappe natürlich auch anderweitig umgeschaut. Den Kontakt zur Stadtverwaltung und damit die Neuansiedlung in Wengerohr-Süd vermittelte ein örtliches Immobilienunternehmen. Leo Kappes von der Stadtverwaltung nennt die Größenordnung des Gesamtgeländes: "Es hat 95 Hektar brutto und 68 netto. Wir verkaufen für 19 Euro den Quadratmeter voll erschlossenes Gelände." Einen Nachbarn bekommt Brohl Wellpappe ebenfalls bald. "Die Stadtwerke Trier werden von der Rudolf-Diesel-Straße umziehen", erklärt Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer. Der Architekt blickt noch einmal auf die Baustelle: "Noch eine Woche, dann ist die Halle zu. Da kann jetzt nichts mehr passieren." Und alle Beteiligten freuen sich schon auf eine zünftige Einweihungsfeier.

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