Die Romantik an der Mosel

Wer an die Romantik denkt, dem fällt in Deutschland sehr schnell die Kulisse des Mittelrheins ein. Ein enges Flusstal mit zahlreichen Höhenburgen ist aber bekanntlich auch die Mosel. Burgenforscher und Historiker haben nun ein Buch herausgegeben, das sich mit der Romantik und dem Historismus vor allem zwischen Trier und Koblenz beschäftigt.

Koblenz/Trier. (red) Im Zuge der Romantik und des Historismus erlebten im 19. Jahrhundert nicht nur die Burgen am Mittelrhein einen Boom, sondern auch die an der Mosel. Diese Tatsache, die im Schatten der Rheinromantik oftmals vergessen wird, hat das Buch "Romantik und Historismus an der Mosel", das die Historiker und Burgenforscher Jens Friedhoff und Olaf Wagener herausgegeben haben, sehr sorgfältig aufgearbeitet. Das Buch, das rund 200 Seiten umfasst, ist das Ergebnis der vierten wissenschaftlichen Fachtagung, die der Freundeskreis Bleidenberg im vergangenen Jahr in Oberfell veranstaltete.

Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Burgen ist, wie Jens Friedhoff in seinem Aufsatz eindrucksvoll zeigt, dabei auch Teil des beginnenden Tourismus. So verkehrten im frühen 19. Jahrhundert von Trier nach Koblenz schon sogenannte Eiljachten, mit Kabinen ausgestattete Segelschiffe. Und ab 1839/40 wurde die Mosel dann für die Dampfschifffahrt erschlossen, gut zwölf Jahre später als am Mittelrhein. Moselabwärts benötigten die Dampfschiffe dabei für die Strecke von Koblenz nach Trier rund zwölf Stunden. Einen zusätzlichen Schub erhielt der Tourismus an der Mosel mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie zwischen Trier und Koblenz 1879. Am Mittelrhein war die Eisenbahnlinie Jahre zuvor fertiggestellt worden. Im Gegensatz zum Mittelrhein, wo das preußische Königshaus zwischen 1823 bis 1860 die Burg Stolzenfels sowie die unweit von Bingen gelegenen Burgen Sooneck und Rheinstein wieder aufbauen ließ, unterblieb dies an der Mosel. Hier war es eher das Großbürgertum, das Burgen wieder aufbaute wie die Reichsburg bei Cochem oder die Burg Thurant bei Alken. Über den Wiederaufbau von Thurant enthält das Buch jeweils einen Aufsatz von Paul-Georg Custodis und Olaf Wagener.

Sehr aufschlussreich ist auch eine Untersuchung von Anton Neugebauer, der sich mit historistischer Architektur im Kaiserreich (1871 bis 1918) beschäftigt.

Die Wacht an der Mosel



Unter dem Titel "Die Wacht an der Mosel" führt der Aufsatz Beispiele an, wie sich die preußische Architektur bewusst am deutschen Mittelalter orientierte. Dies sieht man nicht nur am Regierungsgebäude am Konrad-Adenauer-Ufer in Koblenz, sondern auch an entsprechenden öffentlichen Bauten in Metz (Bahnhof, Hauptpost). Dass in Metz solche Prunkbauten errichtet wurden, ist dabei auch dem Machtanspruch geschuldet, den das deutsche Kaiserreich im ehemals französischen Lothringen demonstrieren wollte. Abgerundet wird das sehr informative und trotz aller Wissenschaftlichkeit verständlich geschriebene Buch mit Aufsätzen zum Ortsbild von Moselgemeinden (Ingeborg Scholz), zum Brückentor in Traben-Trarbach (Hartmut Georg Urban), zur rustikalen Bauweise im 19. Jahrhundert an Mosel und Mittelrhein (Klaus Freckmann) sowie zur Koberner Niederburg (Achim H. Schmidt) und zum Gondorfer Schloss Liebieg (Udo Liessem).

Das Buch "Romantik und Historismus an der Mosel" ist zum Preis von 19,95 Euro im Buchhandel und bei der Gemeindeverwaltung Oberfell erhältlich.

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