Die nächste Prüfung ist auf Deutsch

Bernkastel-Kues · Deutsch lernen in der Schule, bei der Arbeit und nun auch noch nach Feierabend. Die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und die Volkshochschule ermöglichen spanischen Auszubildenden Unterricht parallel zu ihrer dualen Ausbildung in Betrieben der Region.

 Dozentin Gabriele Schäfer mit ihren Schülern Maria del Rosario Paredes Carvajal, José Manuel Alvares Bravo und Sergio Nunez Leon (von links) sowie im Hintergrund zwei jungen Frauen aus Eritrea, Rahwa Gewrehewet Nojose und Senait Gerzgiher (rechts). TV-Foto: Ursula Schmieder

Dozentin Gabriele Schäfer mit ihren Schülern Maria del Rosario Paredes Carvajal, José Manuel Alvares Bravo und Sergio Nunez Leon (von links) sowie im Hintergrund zwei jungen Frauen aus Eritrea, Rahwa Gewrehewet Nojose und Senait Gerzgiher (rechts). TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Bernkastel-Kues. In ihren Ausbildungsbetrieben büffeln sie das Handwerkszeug von Köchen, Restaurant- und Hotelfachleuten, in der Berufsschule die entsprechende Theorie. Doch auch hinterher stecken junge Spanier, die teils nach längerer Arbeitslosigkeit in Deutschland einen Beruf erlernen, ihre Nasen in Bücher. Denn nebenbei gilt es, möglichst schnell Deutsch zu lernen.
"Die nächste schriftliche Prüfung im Februar ist auf Deutsch", erklärt Maria del Rosario Paredes Carvajal (31). Mit José Manuel Alvares Bravo (30) und Sergio Nunez Leon (29) zählt sie zu den besonders eifrigen Abendschülern von Dozentin Gabriele Schäfer.
Von 18, die sich angemeldet hätten, seien etwa ein Dutzend so gut wie immer montags abends dabei, berichtet sie. Und einige werden sogar in den ersten vier Ferienwochen Deutsch lernen. Das ist ein ergänzendes Angebot der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und der Volkshochschule (VHS) für die Spanisch-Klasse der Berufsbildenden Schule (siehe Extras). Laut Matthias Vollet, Akademie-Geschäftsführer und ehramtlicher pädagogischer VHS-Leiter, wird in den Ferien an mehreren Abenden der Woche unterrichtet.
Die deutsche Sprache sei schon schwierig, sagt Maria, und sagt als Beispiel die in Spanien oft abweichenden Artikel, wie etwa den dort "weiblichen" Tisch. Dennoch kommen die drei im Alltag gut zurecht - und das ohne Dolmetscher.
Solange Hochdeutsch gesprochen wird, wie José schmunzelnd einräumt. Der Dialekt sei eine Barriere. Vor allem ältere Leute würden oft völlig anders sprechen. Aber das kennen sie auch aus ihrer Heimat, der an Portugal grenzenden Weinregion Extremadura mit Spezialitäten wie Schinken und Paprika. Mit ihren Kollegen verstehen sich aber alle sehr gut, sodass sie sich mit ihnen auch nach der Arbeit treffen. Maria war schon mehrmals zum Picknicken an einem Maar, und Sergio spielt gern Basketball oder Badminton. Freibad-Fan José musste sich bisher allerdings in Geduld üben. Wenn das Wetter gut sei, müsse er arbeiten, und wenn er freihabe, sei das Wetter schlecht, bedauert er in nahezu perfekter Grammatik. Beständigere Temperaturen wären ihm daher schon lieb.
Extra

Die "Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte" - nicht zu verwechseln mit der Akademie Kues, der Seniorenakademie - gründete sich 2009. Aus der wissenschaftlichen Forschungseinrichtung der Unis Mainz, Oldenburg und Trier entstand im Mai 2015 die Cusanus Hochschule. Die Kueser Akademie, ein gemeinnütziger Verein, ist damit auch ein Institut an der staatlich anerkannten Hochschule in freier Trägerschaft. Im Geiste des Humanisten Nikolaus von Kues betreibt und fördert sie Wissenschaft, um so die Heimatstadt des Philosophen und Theologen wieder auf der Internationalen Wissenschafts-Landkarte zu platzieren. Parallel dazu organisiert sie ein breites Bildungs- und Kulturangebot mit jährlich gut 100 Veranstaltungen für Nicht-Wissenschaftler. Partner der im Mosel-Gäste-Zentrum ansässigen Kueser Akademie sind wissenschaftliche Institutionen in Europa, Asien und Südamerika sowie regional Volkshochschule, medizinisches Ausbildungszentrum, Jugendkulturzentrum und die Akademie Kues im Stiftsweg. ursExtra

Seit August 2014 absolvieren etwa 20 junge Spanier im Kreis Bernkastel-Wittlich eine duale Ausbildung als Hotel- und Restaurantfachkräfte oder Köche. Die Berufsbildende Schule (BBS) Bernkastel-Kues richtete für sie eine Spanisch-Klasse ein, in der sie im ersten Ausbildungsjahr auch in Deutsch unterrichtet werden. Den Rahmen schuf die Europäische Union mit dem Pilot-Programm MobiPro-EU, das einen zweimonatigen Deutschunterricht vorab in Spanien mit einschloss. Partner in der Region sind: der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Rheinland-Pfalz, der Kreis, die Agentur für Arbeit und die Industrie- und Handelskammer (IHK). urs

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