"Die sind kaum zu stoppen"

WINTRICH. Der Wintricher Jugendraum ist einer, in dem es gut läuft. Neben dem Engagement der Jugendlichen trägt dazu der große Rückhalt in der Gemeinde bei.

"Das ist eine schöne Clique, agil und mit Ideen", sagt Ortsbürgermeister Dirk Kessler. Er weiß das vom Wintricher Jugendraum ausgehende Engagement zu schätzen. Derzeit seien die jungen Leute am Renovieren - "mit selbst erwirtschaftetem Geld". Darüber hinaus steuern sie für die neuen Fenster 1000 Euro bei. Mittel, für deren Beschaffung sich die Jugendlichen ganz schön ins Zeug legen. So sind die Aktiven des Jugendraums (siehe Kasten) nicht nur bei Festen mit einem Getränkestand vertreten, sondern sie hatten das ganze Dorf auch schon zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Bei Gegrilltem sowie Kaffee und Kuchen konnten sich Eltern oder Nachbarn ein Bild davon machen, wie sich der Nachwuchs ein gemütliches Zuhause vorstellt. In der Regel ist es ein rundes Dutzend junger Menschen, das den Raum regelmäßig nutzt - allerdings nur während des Winters. Ab Ende Frühjahr bis August haben sie dafür keine Verwendung. Dann halten sie sich lieber im Freien auf und sparen gleichzeitig. Denn die alte Elektroheizung geht ins Geld. "Die Heizkörper funktionieren zwar, verbrauchen aber viel Strom", sagt David Beicht, Vorsitzender der Gruppe. Zum Glück ist wenigstens das Problem der undichten Fenster bald behoben. Eine Investition, mit der das gemeinschaftliche Budget allerdings an seine Grenzen stößt. Für einen neuen Boden wird es nach Ansicht der Jugendlichen nicht mehr reichen. "Jetzt geht das nicht. Es ist kein Geld da", erklären Beicht und der zweite Vorsitzende, Krzysztof Kominek. Dabei wäre ein neuer Boden dringend notwendig. "Der ist höchstens noch sieben Millimeter dick", urteilt Matthias Griesch mit fachmännischem Blick auf die mehrfach abgeschliffenen Dielen.Kleiner Luxus muss auch mal sein

Doch allein das Tapezieren des 60-Quadratmeter-Raums hat die Jugendlichen 300 Euro gekostet. Sie würden ja auch mal ein bisschen Werkzeug oder Gips brauchen. Einschließlich der Fenster summieren sich die Ausgaben ihrer Ansicht nach auf etwa 1900 Euro. Eingerechnet haben sie auch das Elektromaterial für die neue Theke. "Das ist unser kleiner Luxus", gesteht Kominek, dass sie sich einfach "mal was gönnen" wollten. Denn allzu leicht würden sie das Geld nicht verdienen. Bei den das ganze Jahr über verkauften Getränken lägen die Preise mit Rücksicht auf die jungen Konsumenten geringfügig über denen für den Einkauf. Mühsam erwirtschaftete Gewinne, die fast ausschließlich ins Renovieren fließen. "Außer mal 'ne Fahrt an einen See" könnten sie da nicht viel von finanzieren, bedauert Beicht. Selbst für einen neuen CD-Player werde es wohl nicht mehr reichen. Ihre Motivation beim Renovieren kann das jedoch nicht schmälern. Ein Elan, der den farbenfroh in rot, blau, grün und gelb gekleideten Wänden anzusehen ist. Guido Moll, Jugendpfleger der Verbandsgemeinde, hält große Stücke auf die Wintricher Jugendlichen: "Die kriegen das gut hin", sagt Moll. Allerdings hätten die Jugendlichen auch Rückhalt in der Gemeinde. Wie sehr sich die Gruppe engagiert, zeige sich schon daran, dass Mitglieder an der Gruppenleiter-Schulung teilgenommen hätten. Eine Ausbildung, die ihnen ehrenamtlich mehr als 40 Stunden ihrer Freizeit abverlangt. In Wintrich laufe alles in Eigeninitiative - selbst das Bemühen um "Öffentlichkeit in guten Zeiten". Moll: "Die sind kaum zu stoppen, wenn sie wollen."

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