Diskussion um "Peanuts"

WITTLICH. Nach intensiver Debatte, angereichert mit unfreiwilliger Komik, beschloss der VG-Rat Wittlich-Land die Erhöhung der Elternbeiträge für das Betreuungsangebot an Grundschulen.

Bislang gibt es in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land an den Grundschulen Dreis und Hetzerath Betreuungsangebote für die Schüler über den Unterricht hinaus. Wie Bürgermeister Christoph Holkenbrink in der VG-Ratssitzung mitteilte, war die Nachfrage so groß, dass für das laufende Schuljahr in Hetzerath eine zweite Gruppe eingerichtet wurde."Im Vergleich zu anderen Grundschulen sind die Tarife hier relativ günstig", sagte Holkenbrink und trug die Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses vor, die Preise, bei deren Kalkulation ein Defizit von 10 000 Euro zugrunde liege, zu erhöhen. Tarif 1 für 1,3 Stunden solle von 12,78 auf 14 Euro erhöht werden, Tarif 2 (2,3 Stunden) von 15 auf 17,50 Euro."Wir wollen elternfreundliche Tarife", entgegnete Manfred Hower (FWG) und plädierte dafür, mit niedrigeren Preisen, nämlich 12 und 16 Euro, ein Zeichen zu setzen. Damit löste er eine turbulente Diskussion aus.Holkenbrink wies darauf hin, dass Eltern für eine Stunde Betreuung in Mehring/Longuich 23 Euro und in Schweich 22 Euro zahlten. Die Betreuung verursache schließlich auch Kosten, die Erhöhung sei gerechtfertigt, hieß es weiter von der CDU.Die FWG entgegnete: "Deutschland ist ein sterbendes Volk und steht was die Kinderfreundlichkeit anbetrifft in Europa ziemlich hinten." Hier gehe es um Peanuts. Bei dem Verein "Host Nation Council Spangdahlem", der als nächstes auf der Tagesordnung stehe, sei man wahrscheinlich auch bereit, sich großzügig zu beteiligen (der TV berichtete)."Wegen niedriger Tarife wird kein Kind mehr geboren", so ein weiterer Einwurf der CDU. Hans-Dieter Bonny (SPD) meinte: "Wichtig ist, dass es diese Einrichtung überhaupt gibt und die Eltern mit in die Pflicht genommen werden." Die vorgeschlagenen Beiträge seien moderat."Warum dann nicht gleich einen Null-Betrag?"

Marianne Kranz, Fraktionsvorsitzende der CDU, bekräftigte dies. Vor allem Eltern, die beide berufstätig seien, nähmen das Angebot in Anspruch, die würden zwei Euro mehr im Monat nicht stören. Arnold Kaiser von der FWG verwies auf Alleinerziehende, für die jede Mark zähle. Zudem heiße es, dass Kinder Familien in die Armut stürzten.Das reizte Hans-Josef Schmitt (CDU) zu der provozierenden Aussage: "Warum dann nicht gleich einen Null-Betrag?" Die FWG stelle sich als kinderfreundlichste Partei dar, aber die Lasten müssten gleich verteilt werden. Als dann noch Erwin Weber (CDU) meinte, mit billigen Tarifen würden Mütter ermutigt, die Betreuung in Anspruch zu nehmen, doch sie sollten besser zu Hause bei den Kindern bleiben, wurde das Stimmengewirr im Sitzungssaal so laut, dass die Glocke vom Podium zum Einsatz kam. Sie sorgte für Ruhe.Manfred Hower griff schließlich den Vorschlag des Bürgermeisters auf, nach einer gewissen Zeit zu überprüfen, wie sich die Zahlen entwickelten und ob man bei steigender Auslastung die Tarife nicht noch einmal senken könne. "Beides wird nach neun Monaten überprüft", sagte er.Neun Monate? Die Dauer einer Schwangeschaft? Sehr wahrscheinlich war dem jüngsten Ratsmitglied diese Zahl nicht zufällig in den Sinn gekommen und mit allen Anwesenden musste er darüber schließlich kräftig lachen.Holkenbrink griff ihm unter die Arme. "Vor Ablauf des nächsten Jahres werden wir die Zahlen vorlegen." Hower bedankte sich und Bonny erntete weitere Lacher mit dem Vorschlag: "Wir sollten nach neun Monaten mit niedrigeren Tarifen dann auch überprüfen, ob die Geburtenrate gestiegen ist."Mit 23 Ja-Stimmen wurde der Vorschlag der Verwaltung angenommen. Von der FWG kamen fünf Gegenstimmen und eine Enthaltung.

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