Drei Jahre in Kambodscha

Pünderich · Tanja Lenz aus Pünderich hat drei Jahre in Kambodscha als Entwicklungshelferin gearbeitet. Über diese Zeit, ihre Erlebnisse und Begegnungen mit den Menschen hat sie nun trotz ihrer schweren Erkrankung ein Buch geschrieben.

 Tanja Lenz im Kreise der Familie von Sothea, der als Buchhalter beim Deutschen Entwicklungsdienst arbeitet. Foto: privat

Tanja Lenz im Kreise der Familie von Sothea, der als Buchhalter beim Deutschen Entwicklungsdienst arbeitet. Foto: privat

Pünderich. In ihrer Wohnung hängen zahlreiche Fotos mit Motiven aus Kambodscha. In den Regalen stehen Skulpturen aus dem ostasiatischen Land und stapeln sich viele Bücher, die sich mit der Geschichte und Kultur dieses exotischen Landes befassen. Tanja-Elisabeth Lenz hat von 2008 bis Ende 2010 dort gelebt und gearbeitet. Als sie im Anschluss an diese Zeit noch eine mehrmonatige private Reise nach Laos, Thailand und Australien dranhängte, erkrankte sie schwer. Die Ärzte stellten einen Gehirntumor fest. Es folgten Operationen und belastende Therapien. Noch ist ungewiss, ob sie den Kampf gegen die Krankheit gewinnen wird. Sie ist schwach, jede Bewegung ist mühevoll, sie spricht sehr leise. "Vielleicht ist das Buch auch eine Art Nachlass", sagt sie.
2008 nach Kambodscha


Tanja Lenz studierte Regionalwissenschaften an der Universität Bonn. Sie arbeitete mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Erfurt und engagierte sich dort für NGOs (Nichtregierungsorganisationen) wie die Menschenrechtsorganisation FIAN.
In Kambodscha traf sie im Januar 2008 ein. Sie war zugleich fasziniert aber auch irritiert von diesem Land, das sich langsam vom Schrecken des mörderischen Pol Pot-Regime, dem in den 70er Jahren rund zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen, erholt. Viele sind immer noch traumatisiert. Auch darüber schreibt Tanja Lenz - obwohl der Titel ihres 200-Seiten-Buches "Kambodscha abseits der Killing Fields" lautet.
Tanja Lenz war mittendrin in dem Land, sie hat die religiösen und kulturellen Bräuche kennengelernt und die für Europäer ungewohnten Essgewohnheiten wie gegrillte Eier am Spieß.
Als Entwicklungshelferin hat sie das ganze Land, in dem 14,5 Millionen Menschen leben, bereist und dabei verschiedene Förderprojekte betreut. Vor allem bleibt ihr in Erinnerung die liebenswürdige Mentalität der Menschen, ihre Fröhlichkeit und Würde trotz der dunklen Vergangenheit unter den Roten Khmer. Gewundert hat sie sich, wie auf kleinen Mopeds riesige Lasten transportiert werden, über die Lautstärke der Comedy-Videos in den Überlandbussen und den unbeschwerten Umgang der Menschen mit Müll. Tanja schreibt: "Ob am Straßenrand, in Nachbars Garten, im Fluss, im Meer oder einfach aus dem Fenster entsorgt: Müll findet man in Kambodscha leider überall."
Sie berichtet aber auch über die vielen Dinge, die sie in Deutschland vermisst: lachende und winkende Kinder am Straßenrand, das satte Grün der Reisfelder kurz nach Beginn der Regenzeit, die saftigen und wunderbar schmeckenden tropischen Früchte oder die tropischen Sonnenuntergänge. Tanja befasst sich in ihrem Buch aber auch mit dem Thema Menschenrechte, mit dem Problem der Korruption und der Verletzung der Landrechte durch Behörden, Firmen und einflussreiche Personen. Eine Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Menschenrechte schreibt im Vorwort des Buches: "Tanja hat mir mit ihrer Beobachtungsgabe immer wieder den Alltag vor Ort vergegenwärtigt. Sie beobachtet genau, analysiert ohne zu verurteilen. Sie ist sich ihrer kulturellen Distanz bewusst und hat Achtung vor anderen Haltungen und Werten."
Tanja Lenz liest aus ihrem Buch am Freitag, 26. September, 19 Uhr, im Weincafé Korkenzieher in Briedel. Der Eintritt ist frei. Voranmeldung erwünscht per E-Mail unter briedel@weincafe-korkenzieher.de oder per Telefon 0176/62363424.

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