Effektive Vorbeugung
VELDENZ. (red) Erste Erfahrungen mit einem neuen Förderprogramm machen Kinder und Erzieher in den Kindertagesstätten "Grenzenlos" in Veldenz und "St. Stephanus" in Wintrich.
Nachdem Erzieher aus den Kindertagesstätten an einer Weiterbildung zum Thema "Förderung mit dem Würzburger Trainingsprogramm" mit dem Heidelberger Diplompsychologen Roland Laier teilgenommen hatten, waren sie so überzeugt, dass sie dies sofort in ihrer Einrichtung anboten und auch in diesem Jahr wieder anbieten. Laier leitet die Entwicklung von Multimediaspielen zum Förderprogramm, die ergänzend zur Förderung im Kindergarten auch von Eltern und Schulen eingesetzt werden können. Entwickelt wurde das Förderprogramm zur "phonologischen Bewusstheit" am Psychologischen Institut der Universität Würzburg von der Arbeitsgruppe von Prof. Wolfgang Schneider. In mehreren sorgfältig konzipierten Längsschnittuntersuchungen hat sich dabei gezeigt, dass die Kindergartenkinder von der Förderung beim späteren Lesen- und Schreibenlernen enorm profitieren. Insbesondere konnte bei denjenigen Kindern, die gefährdet waren Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten auszubilden, in den meisten Fällen effektiv vorgebeugt werden.
Das Förderprogramm wird bereits in vielen Kindergärten in Deutschland, aber auch in Österreich und in der Schweiz eingesetzt. Auch an der Mosel haben im vergangenen Jahr einige Kindertagesstätten damit begonnen. Die Spiele und Übungen des Würzburger Trainingsprogramms vermitteln den Kindern einen Einblick in die Struktur der gesprochenen Sprache. Sie lernen, ihre Aufmerksamkeit von der Bedeutung der Mitteilung abzuwenden und auf die formalen Eigenschaften zu lenken, also auf den Klang der Wörter beim Reimen, auf Wörter als Teile von Sätzen, auf Silben und letztlich vor allem auf einzelne Laute. Die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit ("Lautbewusstsein") für den Erfolg eines Kindes beim Lesen- und Schreibenlernen konnte in den vergangenen Jahren in einer Reihe von wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden. Zur Information für die Eltern wurde in beiden Kindertagesstätten ein Elternabend mit dem Diplompsychologen Roland Laier angeboten. Die Eltern standen der Sache durchaus positiv gegenüber und freuten sich, dass diese Förderung ihren Kindern zu gute kommt. Morgens um 9 Uhr sammeln sich die "Vorschulkinder" zum Spielen mit Reimen, Sätzen, Wörtern, Silben und Lauten. Schon unterwegs rufen sich die Kinder gegenseitig Reime zu. Aber dann geht es richtig los. Die Erzieherin sagt einen Reim und die Kinder machen Vorschläge für das fehlende Wort. "Eine Schnecke kroch um die (…) Ecke".
Nach fünf Minuten dürfen die Kinder noch ein anderes Sprachspiel spielen. Nach weiteren fünf Minuten ist das Pensum für heute geschafft und die "Vorschulkinder" laufen zurück zu den anderen Kindern in ihre Gruppen. So ging es bereits im vergangenen Kindergartenjahr fast täglich zu in der Kindertagesstätte "Grenzenlos" in Veldenz und in der Kindertagesstätte "St. Stephanus" in Wintrich. Die zehn Minuten über einen Zeitraum von 20 Wochen waren für die Erzieher zwar ein zusätzlicher Aufwand, den haben sie gern auf sich genommen, denn sie haben dabei erlebt, wie viel Freude den Kindern die Sprachspiele des "Würzburger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit" gemacht haben.
