Eine Chance für beide Dörfer

ZELTINGEN-RACHTIG. Zuerst entzweiten die Pläne für das neue Bürgerhaus die beiden Ortsteile fast. Nun soll das Anwesen die Zeltinger und Rachtiger einander näher bringen.

Als zweitgrößter Ort in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues besitzt Zeltingen-Rachtig eine herausragende Stellung, hat eine hervorragende Gastronomie, guten Wein und ist einer der wichtigsten Urlaubsorte. Die Infrastruktur ist auch ansonsten weitgehend intakt. Woran es bisher mangelte, war ein repräsentatives Bürgerhaus. Es gibt Säle wie das Rachtiger Sängerheim, doch sie befinden sich in privater Hand. Während andere große Gemeinden, zum Beispiel Monzelfeld und Mülheim, über Hallen verfügen, fehlte eine solche in Zeltingen-Rachtig.30 Anfragen liegen bereits vor

Am kommenden Freitag ist dieses Vakuum beendet. Dann wird das "Kelterhaus Schorlemer" seiner Bestimmung übergeben. Statt eines Neubaus finden die Besucher ein saniertes, historisches Gebäude vor: das ehemalige herrschaftliche Kellereigebäude soll in Zukunft die große Bühne der Gemeinde werden. Platz dafür ist genug. Zwei große Säle, das Weinforum im Erdgeschoss und der Rosenburg-Saal im ersten Stock, bieten Platz für jeweils mehrere hundert Besucher. Der Rosenburg-Saal kann bei Konzerten oder Theateraufführungen für circa 400 Zuschauer bestuhlt werden. Für das gerade begonnene Jahr liegen der Gemeinde bereits 30 Anfragen von potenziellen Nutzern vor. "Ich bin froh, dass es so anläuft. Das hätte ich nicht gedacht", sagt Ortsbürgermeister Manfred Kappes. "Vor allem die Zeltinger hatten bisher keine Räumlichkeiten", erläutert Kappes. Natürlich sollen aber auch die Rachtiger in das neue Schmuckstück kommen. "Die Akzeptanz für das Haus ist gestiegen", glaubt der Ortsbürgermeister. Das war nicht immer so. Im Jahr 1997 gab es einen Bürgerentscheid. Die Mehrheit entschied sich damals gegen den Umbau des Schorlemer-Anwesens in ein Bürgerhaus. Der Streit zwischen den beiden Ortsteilen drohte zu eskalieren (der TV berichtete). Die Wogen haben sich geglättet. Das liegt auch daran, dass ein vernünftiger Kostenrahmen gestrickt wurde. "Das Kelterhaus Schorlemer bietet beiden Dörfern die Chance, ihre Stärken zu zeigen", sagt der Ortsbürgermeister. Erfreut registriert Kappes, dass sich alle Kultur treibenden Vereine an der Eröffnungsfeier beteiligen.Der Kostenrahmen wird eingehalten

Die Kosten für Sanierung und Umbau waren mit rund 1,818 Millionen Euro angesetzt. "Dieser Rahmen wird auf jeden Fall eingehalten. Nach Auskunft des Architekten wird es vielleicht sogar noch etwas billiger", erläutert Günter Wagner, Kämmerer der VG-Verwaltung Bernkastel-Kues. Das Land steuert 765 000 Euro bei - das sind 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich beteiligt sich mit 118 000 Euro, die Verbandsgemeinde mit 102 250 Euro. Den Rest trägt die Gemeinde Zeltingen-Rachtig. Da die Zuschüsse nur in Raten fließen, obliegt der Gemeinde aber die Vorfinanzierung der Kosten. Grundstückverkäufe im Bereich der geplanten B 50 verhindern allerdings eine Kreditaufnahme in Schwindel erregender Höhe. Im Investitionshaushalt für das Jahr 2005 ist nach Auskunft von Günter Wagner nur eine Neuverschuldung von insgesamt 300 000 Euro vorgesehen. Die Bürger haben am Sonntag, 16. Januar, ab 11 Uhr die Chance, das Gebäude in Augenschein zu nehmen. Die katholische Frauengemeinschaft Zeltingen verkauft Kaffee und Kuchen. Der Erlös aus dieser Aktion ist für die Flutopfer in Südostasien bestimmt.

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