Eine Havanna für Herrn Juhnke

TRABEN-TRARBACH. Am Trarbacher Moselufer liegt das "Hotel Moseltor", dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1838 zurück verfolgen lässt. Damals befand sich eine Kutscherstube in dem Gebäude. Heute leitet Georg Bauer das Drei-Sterne-Hotel, in dem schon der Vater, der Großvater und dessen Schwiegervater gemütliche Zimmer, erlesene Speisen und edle Weine für die Gäste bereit hielten.

In den 1860er Jahren wurde das Moseltor, eines von insgesamt vier Stadttoren, wegen Baufälligkeit abgerissen. Im Neubau gab es 1880 einen Kramladen und 1902 erstmalig eine Schankstube. 1920 eröffnete der Traben-Trarbacher Paul Hack eine Weinstube. Sein Schwiegersohn Karl Bauer - Großvater des heutigen Hotelchefs - baute mit Ehefrau Ella 1925 das "Gasthaus zum Moseltor" auf, das sich seit den 50er Jahren "Hotel Moseltor" nennt. So bewegt wie die Geschichte des Hauses ist auch der berufliche Werdegang von Georg Bauer, und wenn Vater Günther 1986 nicht viel zu früh mit nur 56 Jahren verstorben wäre, hätte sich der Junior sicher nicht so bald an der Mosel niedergelassen.Günther Bauer hatte die Gastronomielaufbahn eingeschlagen, in Wiesbaden gelernt, in Köln und Düsseldorf gearbeitet und war schließlich an die Mosel zurück gekehrt, um mit den Eltern das Hotel zu führen. Ihm zur Seite stand Ehefrau Ruth, die er 1957 geheiratet hatte.Sohn Georg erlernte sein Handwerk von Grund auf, und das in ganz feinen Hotels. Nach dem Besuch einer berufsvorbereitenden Schule begann er bei Steigenberger in Aachen seine zweieinhalb Jahre dauernde Ausbildung zum Hotelkaufmann und legte 1980 die Prüfung vor der IHK in Köln ab. Den 1960 in Traben-Trarbach geborenen Georg Bauer zog es nun für drei Jahre nach Berlin ins Fünf-Sterne-Hotel "Penta", und danach wechselte er für anderthalb Jahre ins "Nova-Park-Elysée" in Paris. "Das war damals das teuerste Hotel der Welt", erinnert sich der junge Hotelier. "Das einfachste Zimmer kostete umgerechnet 1500 Mark." Luxus vom Feinsten gab es in diesem Haus und den gönnten sich viele Prominente und Reiche. Georg Bauer, zunächst in der Bilanzbuchhaltung des Hauses tätig, später als stellvertretender Rezeptionist, lernte während seiner Arbeit zahlreiche Weltstars kennen. Über Michael Jackson gerät er richtig ins Schwärmen: "Der war sehr nett." Bekanntschaft machte er unter anderem auch mit dem amerikanischen Schauspieler Gene Hackman. Harald Juhnke erlebte er sturzbetrunken. "Nachts um zwei habe ich ihm noch eine große Havanna besorgt", schmunzelt er, "und Prince saß nachts um drei am Klavier und spielte Chopin."Von der Seine wechselte Bauer an die Themse, bis 1986 arbeitete er im Sheraton-Hotel am Londoner Flughafen. "Das war etwas ganz anderes", erzählt er von den Herausforderungen, die ihn dort erwarteten. Wenn ein Jumbo-Jet gelandet war und 500 müde Passagiere ihre Zimmer beziehen wollten, hieß es hellwach sein und flink handeln. Der Tod des Vaters führte ihn zurück nach Deutschland. Heute ist er der Chef des Hotels Moseltor, das über 21 Betten verfügt und in dem neben Mutter Ruth und Schwester Ingeburg noch zwei Angestellte beschäftigt sind. Aus Deutschland, Schottland, Norwegen und Belgien reisen viele Gäste an. Georg Bauer freut sich, dass sie auch wegen der guten Küche kommen. In allen bekannten Hotel- und Restaurantführern werde sein Haus lobend erwähnt und es ist Mitglied der "Tafelrunde", der 45 gute Landrestaurants in Rheinland-Pfalz angehören. Doch auch die Mosel stattet dem Haus gerne ihren Besuch ab. Das 93er Hochwasser hinterließ einen Schaden von 200 000 Mark und die Fluten vom Januar 2003 machten einen Umbau des Restaurants notwendig, der mit 50 000 Euro zu Buche schlug. "Künftig geht das Räumen schneller", sagt Georg Bauer. Die Familie ist stets gerüstet, wenn sich die Mosel nähert. Die Wathosen liegen bereit, und Dackel Anton wartet artig aufs Boot, wenn er Gassi gehen möchte.

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