Einst Winzerdorf – heute ein Dorf mit Winzern

REIL. Reil – das 1000-jährige Weindorf: Stolz sind die Bewohner auf die Geschichte ihres Orts, der einst drittgrößten Weinbaugemeinde an der Mosel. Doch der Strukturwandel hat Reil stärker getroffen als andere Dörfer. Die Rebfläche hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten halbiert, dafür hat der Tourismus enorm an Bedeutung gewonnen.

Urlauber schwärmen von Reil. Die kleinen Gässchen in der mit alten Häusern geschmückten Dorfmitte, die vielen Wandermöglichkeiten, die gemütlichen Straußwirtschaften und die schöne Moseluferpromenade, wo man auf einer der vielen Terrassen bei einem Schoppen Wein gemütlich den Tag ausklingen lassen kann. Reil hat sich zu einem bedeutenden Fremdenverkehrsort entwickelt und auch viel dafür getan. 120 000 bis 125 000 Gästeübernachtungen werden im Schnitt pro Jahr gezählt. Zehn Hotels und Gasthäuser mit Gästezimmern sowie zahlreiche Privatvermieter leben ganz oder zum Teil vom Tourismus. Der Wohnmobilstellplatz erfreut sich ebenfalls immer größerer Beliebtheit. 1999, als der Platz eingerichtet wurde, brachte er 3000 Euro an Einnahmen, zuletzt waren es schon 16 000 Euro, die in die Gemeindekasse flossen. Von den zahlreichen Gästen profitieren die Geschäfte im Ort. Noch ist fast alles vorhanden: Ein Lebensmittelgeschäft mit Bäckerei, Getränkehändler, Friseur, Gärtnerei, Schreibwarenladen, Tankstelle und zwei KFZ-Werkstätten bieten ihre Produkte und Dienstleistungen an. Arztpraxis, Grundschule und Kindergarten befinden sich noch im Ort. Auch eine Reihe kleinerer Handwerksbetriebe sind noch im Dorf. Zwei Elektrofachgeschäfte, ein Installateur, ein Landschaftsgärtner, zwei Dachdecker und ein Steinmetz arbeiten hier.Bevölkerungszahl ist stark geschrumpft

Doch ihre Existenz hängt auch davon ab, ob Reil es schafft, die Bevölkerungszahl zu halten. In den 50er Jahren hatte Reil 1600 Einwohner, heute sind es noch 1250 - und das, obwohl Reil auf dem Berg im Ortsteil "Heißer Stein" Anfang der 70er Jahre ein Baugebiet auswies, in dem inzwischen 140 Menschen leben. Damals war Bauland im Ort kaum zu bekommen, weil die Weinberge sehr gut bezahlt wurden. Der Strukturwandel im Weinbau hat Reil hart getroffen. Die Reiler Winzer bewirtschafteten einst 200 Hektar Weinberge, heute sind es nur noch knapp 100. Noch vor 50 Jahren lebte fast jeder in Reil ganz oder teilweise vom Weinbau, heute ist es vielleicht noch ein Drittel der Bevölkerung. Reil war ein reines Winzerdorf wie die anderen Gemeinden in der Nachbarschaft auch, heute ist es "nur noch" ein Dorf mit Winzern. Die Entwicklung kann man deutlich sehen, wenn man auf den Berg und in die Seitentäler schaut. Aus der geschlossenen Weinbergsfläche ist ein Flickenteppich geworden. Das Problem hat man in Reil erkannt, man will diesen Trend stoppen. Winzer und Weinfreunde haben sich vor drei Jahren zu einem runden Tisch zusammengefunden und wollen gegensteuern (der TV berichtete). Weit über die Kreisgrenzen hat die Rennveranstaltung "Reiler "Moto Cross" den Ort und seinen Wein bekannt gemacht. An diesem Wochenende, 8. bis 10. Juli, dröhnen zum 54. Mal die Rennmaschinen über die Cross-Strecke auf dem "Heißen Stein". Die ganz große Zugnummer ist der "Reiler Moto Cross" heute allerdings nicht mehr. Über 12 000 Besucher wurden in den besten Jahren gezählt, heute muss man sich mit bescheideneren Besucherzahlen zufrieden geben. Dennoch: Moto Cross ist und bleibt ein wichtiger Werbeträger für den Ort.Theateraufführungen sind in der Region bekannt

Neben dem Motorsportclub (MSC) hat ein anderer Verein Reil bekannt gemacht. Der Theaterverein lockt jedes Jahr Ende Dezember/Anfang Januar mit seinen Aufführungen 2000 bis 3000 Besucher in die Sporthalle. Größter Verein mit 450 Mitgliedern ist aber der Turn- und Sportverein mit zahlreichen Abteilungen vom Mädchenfußball bis zum Schachclub. Insgesamt 14 Vereine sind aktiv, ob der Männergesangsverein "Cäcilia", der Mandolinenclub, Angelsportverein, Karnevals- und Möhnenverein, Musikverein, Feuerwehr, Jugendclub, Mütterverein und VdK-Ortsverein - sie alle sind wichtige Bestandteile im gesellschaftlichen Leben. Liebe Reiler, wie könnte Ihr Heimatort im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns ihre Vision zur Zukunft des Ortes möglichst kurz gefasst bis Dienstag, 12. Juli, per E-Mail an w.simon@volksfreund.de, per Fax an 06541/839229 oder per Brief an Trierischer Volksfreund, Brückenstraße 21, 56841 Traben-Trarbach.

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