Empfang in Schloss Bellevue

"Sie arbeiten für eine gute Sache und können sich unserer Unterstützung sicher sein!" Mit diesen Worten empfing Bundespräsident Horst Köhler 50 der erfolgreichsten Spendensammler des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Schloss Bellevue. Einer von ihnen war Erich Krieger aus Wolf. Rund 15 000 Euro hat der 76-Jährige in 25 Jahren allein in seinem Heimatort für den Volksbund gesammelt.

 „Irgendwo ist vielleicht auch das Grab meines Vaters.“ Ursula Schuch ist eine von vielen Spendern aus Wolf, die Erich Krieger und sein Engagement unterstützen. TV-Foto: privat

„Irgendwo ist vielleicht auch das Grab meines Vaters.“ Ursula Schuch ist eine von vielen Spendern aus Wolf, die Erich Krieger und sein Engagement unterstützen. TV-Foto: privat

Traben-Trarbach. (red) Wenn am Volkstrauertag Millionen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird, wird die zentrale Feierstunde im Berliner Reichstag vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgerichtet. Die Organisation kümmert sich um die Gräber von etwa zwei Millionen Weltkriegsopfern in 45 Staaten. Zur Finanzierung seiner Aufgaben ist der Volksbund überwiegend auf private Zuwendungen angewiesen. Hunderte von Schülern, Pädagogen, Soldaten, Reservisten, Feuerwehrleuten, Rentnern sowie Angehörigen von Gefallenen oder Vermissten sind dazu in Sachen Haus- und Straßensammlungen unterwegs.

Auch Erich Krieger aus Wolf, der zwei Onkel im ersten Weltkrieg verlor und als 13-Jähriger nur knapp der Einberufung in den letzten Kriegstagen 1945 entging, macht sich erneut auf den Weg. Bereits mehr als 30 Jahre lang ist Krieger, der das Amt von seinem Vater übernahm, als Obmann für den Volksbund tätig, wobei er die Mitglieder betreut und Beiträge kassiert. Zuvor waren auch in Wolf Schüler für die Sammlungen zuständig. "Ich empfand das Ergebnis nicht als befriedigend", berichtet Krieger von seinem Entschluss, ab 1983 selbst zur Spendenliste zu greifen: "Ich habe mir gedacht, wenn ein Erwachsener an der Tür steht, sind die Leute weniger zurückhaltend" Und lächelnd fügt er hinzu: "Da ich als Zweigstellenleiter bei der Raiffeisenbank tätig war, konnte niemand sagen, dass er kein Geld hat." Bereits im ersten Jahr konnte Krieger dem Volksbund über 1900 Mark überweisen - und damit mehr, als in allen übrigen Stadtteilen Traben-Trarbachs zusammen gekommen war. Durchschnittlich würden rund 1200 Mark bzw. 600 Euro in der 900-Seelen-Gemeinde für die Kriegsgräberfürsorge gespendet. Doch Krieger macht auch negative Erfahrungen. Von: "Das ist lange her, das ist nicht mehr notwendig", bis hin zu der Aussage, man solle doch über die Kriegsgräber "mit der Planierraupe drüber gehen", reichten die Kommentare, mit denen er der Türe verwiesen worden sei. Dass selbst einige Bürger, die engste Angehörige im Krieg verloren hätten, so reagierten, habe ihn schon schockiert. Unterstützung findet er stets ist Ursula Schuch. Für die 64-Jährige sind die Kriegsgräber "eine Mahnung, dass die heutige Generation so etwas nicht erleben muss". Ursula Schuch hat ihren leiblichen Vater nie kennengelernt. Er wurde 1944 als Soldat vermisst. "Irgendwo ist vielleicht auch sein Grab, das damit gepflegt wird."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort