Was haben die Verrenkungen, die diese Damen und Herren mittleren Alters auf der Wiese im Kueser Kurpark vollführen mit Laufen zu tun? Wer den Beginn einer Übungseinheit bei Marc Pschebizins Laufkursen für Fortgeschrittene beobachtet, wird enttäuscht: Werden hier nicht endlos Kilometer gebolzt, wie man es von zukünftigen Marathonläufern erwartet? Oder nach dem Motto "was uns nicht tötet, macht uns nur härter" eine Runde nach der anderen gedreht? Mit diesem Gehopse soll man 42,195 Kilometer bewältigen?Eine Strapaze, die der Gesundheit nutzt

Dass Marc Pschebizins Training trotz der auf den ersten Blick laschen Methode zum Erfolg führt, zeigten zwei seiner Schützlinge am vergangenen Wochenende. Helene Steffes und Werner Kaiser aus Bernkastel-Kues erreichten beim Mainz-Marathon problemlos das Ziel. Damit die Vorbereitung auf die Strapaze, die dem antiken Botenläufer angeblich das Leben kostete, der Gesundheit nicht schadet, sondern nutzt, setzt Pschebizin auf ein ganzheitliches Konzept. "Die Koordinationsübungen sind die gleichen, die ich als Jugendlicher beim SV Wintrich gemacht habe", erläutert der Diplom-Sportlehrer. "Man liest zwar sehr viel darüber, aber man kann es nicht umsetzen", glaubt Steffes an die Notwendigkeit der Anleitung. Verletzungsprävention durch abwechslungsreiches Training und dabei Leistungssteigerung ist Pschebizins Maxime. Von wegen monotones Vor-sich-hin-trotten, wie sich viele eine Marathonvorbereitung vorstellen. Beim Dauerlauf im Anschluss an das Aufwärmprogramm wird ununterbrochen geredet und gelacht. Aus der Puste kommt niemand, denn mittels Laktatstufentest hat Pschebizin die individuell optimalen Tempo- und Herzfrequenzbereiche ermittelt. Für Werner Kaiser ist Pschebizins Laufkurs ein Schlüsselerlebnis: "Ich laufe seit vier Jahren. Meist bin ich Sonntagmorgens ein halbes Stündchen gelaufen und habe gemeint, ich wäre ein Läufer. Gar nichts war ich! Hier habe ich erst erfahren, was Laufen überhaupt heißt", sagt der Marathonmann. Zehn Kilo hat er abgenommen und auch Schwierigkeiten mit Knien und Füßen in den Griff bekommen. Kaisers Lauffreund Jürgen Roth erfährt bei Pschebizin die logische Fortsetzung des Kurses, den er bei Dieter Hens in Wolf absolviert hatte: "Nach dem Anfängerkurs fällt man in ein Loch. Trainingstechniken wie Steigerungs- und Tempolauf kann man nicht allein durchführen", meint Roth. Die Motivationskünste des Trainers begeistert alle: "Wenn ich beim Intervalltraining schon längst aufgeben würde, dann kann Marc einen immer noch weiterlocken", berichtet Hildegard Repplinger. Ermüdende Läufe stehen also doch auf dem Trainingsplan. Aber Pschebizin überfordert die Sportler nicht, sondern fordert nur so viel, wie zur Leistungssteigerung nötig ist. "Er kann auch die Langsamsten motivieren", sagt Steffes und Repplinger meint: "Er hat immer ein lobendes Wort parat." Neue Laufkurse werden seit dem 5. Mai angeboten. Infos unter Telefon 06531/6151.