Ergreifendes Glaubensbekenntnis

WINTRICH. Volles Gotteshaus zur Premiere der Wintricher Passionspiele am Freitag: Mit stürmischem, minutenlangem Beifall zeigten die Zuschauer nach dem Schluss-"Halleluja" ihre Begeisterung für die ergreifende, zu Herzen gehende Aufführung der letzten Tage im Leben Jesu und die Botschaft der Auferstehung.

 Es war eine beeindruckende, ergreifende Premiere der Wintricher Passionsspiele – die Mitwirkenden nehmen nach dem Schluss-"Halleluja" die Beifallsstürme der Zuschauer entgegen. TV-Foto: Marita Blahak

Es war eine beeindruckende, ergreifende Premiere der Wintricher Passionsspiele – die Mitwirkenden nehmen nach dem Schluss-"Halleluja" die Beifallsstürme der Zuschauer entgegen. TV-Foto: Marita Blahak

Keiner im "Festspielhaus" der Pfarrkirche St.Stephanus konnte sich der Ausstrahlung dieser großen Gemeinschaftsleistung entziehen - einer Aufführung echten Glaubenserlebens, eines ergreifenden, tief gehenden "Spiels" mit äußerst sensibler Umsetzung. Nüchterne Worte können kaum das tiefe, gefühlsstarke Empfinden der Zuschauer beschreiben. Beim Wintricher Passionsspiel sind zwar Laien am Werk, aber ihre Darstellung der letzten Tage im Leben Jesu und die Botschaft der Auferstehung ist alles andere als "laienhaft". Eine perfekte, authentische Inszenierung

Den Zuschauern bot sich eine viereinhalbstündige perfekte, lebendig-authentische "Inszenierung", die von dem triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem, dem Abendmahl und Verrat des Judas, der ergreifenden Ölbergszene mit Jesu´ Versuchung durch den personifizierten Satan, der Gefangennahme, Verurteilung, Geißelung und Kreuzigung Jesu bis hin zur Auferstehung alle Emotionen zeigte. Freude und Schmerz, Erschütterung und Leid, Zweifel und Hoffnung waren zu spüren. Darsteller und Chorsänger verkörperten die Passion Christi mit Leib und Seele, große und kleine Mitwirkende legten ihr "Alltagsgewand" ab - sie schlüpften nicht nur ihre Rollen, sie wurden eins mit den Charakteren. 330 Besucher, darunter Ehrengäste aus Gesellschaft, Politik, Kirche und der "Europassion" waren Zeuge einer Premiere, die perfekt in Darstellung, Ausstattung und Organisation dem Publikum mit ausdrucksstarken Szenen und sehr bewegenden Momenten die zentrale, christliche Botschaft der Liebe zum Nächsten bewusst machte. Heinz Görgen, Vorsitzender der Passionsvereinigung Wintrich, dankte allen Beteiligten - Mitwirkenden, Betreuern und Helfern - "ohne die solche Passionsspiele nicht möglich wären". Besonders erwähnte er die Jubilare Lotti Kamps und Klaus Quint, die seit 1947 dabei sind sowie Gertrud Schneider, die bereits 1927 als Kind mitwirkte. Den 90 Stimmen starken Passions-chor leiten Hermann Steinhauer und Dieter Matthäus, begleitet von Thomas Dietrich an der Orgel. Besonderer Dank ging auch an einen Mann, der die "Fäden" seit der Wiederaufnahme der Wintricher Passion fest in der Hand hält - Dirk Kessler als Spielleiter, der auch den Judas verkörpert und im richtigen Leben Ortsbürgermeister der Gemeinde Wintrich ist. "Dabeisein und das starke Gefühl der Glaubenshinwendung im Spiel hautnah erleben, das ist einfach unbeschreiblich", sagt Kessler. Die Menschen tragen ihren Glauben nach außen

"Es gibt sie noch, die Menschen, die entgegen dem Trend, ihren Glauben nach außen tragen und mit ihrem Handeln auf der Passionsspielbühne eine Botschaft weitertragen wollen", bemerkte Josef Lang, Vorsitzender der "Europassion". Er übergab den Wintrichern als Ausrichter des diesjährigen Europassions-Kongresses die "Wander-Skulptur". Diese Holzfigur eines tschechischen Künstlers stellt Christus dar, der alle in mit seinen Armen umschließt. Zwar liegt das biblische Geschehen mehr als 2000 Jahre zurück, "doch ist die Botschaft, Nächstenliebe, statt Hass zu üben , aktueller denn je", bemerkte eine Zuschauerin mit Blick auf Jesu´ Mahnung im Tempel: "Jerusalem, wenn du doch sehen könntest, was dir zum Heile und zum Frieden dient...". "Geht hin und sagt meinen Brüdern, ich fahre auf zu meinem und zu eurem Gott", wendet sich "Jesus" bei der Auferstehungsszene am Schluss auch dem Publikum zu. Mit dem mächtigen "Halleluja" aus Händels "Messias" versammeln sich alle Mitwirkenden unter den Beifallsstürmen des Publikums noch einmal auf der Bühne.

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