Erste Appetithappen für junge Leute - Ideensuche in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues läuft

Bernkastel-Kues · Was kann junge Menschen in der Region halten, was zwingt sie, die Heimat zu verlassen? Die Ergebnisse einer Onlinebefragung waren schon Thema eines Forums. Nun sind sie auch dem Verbandsgemeinderat Bernkastel-Kues vorgestellt worden. Und schon heute gibt es ein Gespräch zu einem der Hauptanliegen: duales Studium.

Bernkastel-Kues. Die jungen Leute in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues sind offenbar bescheiden und mit den Angeboten zufrieden, die ihnen Eisdielen, Kino und Schwimmbad machen. Zumindest stehen Fast-Food-Angebote und Diskothek nicht einsam und auch nicht ganz oben auf dem Wunschzettel. Doch das reicht nicht, wenn die Zeit von Ausbildung oder Studium ansteht. Wer an eine Hochschule geht, muss den Lebensraum verlassen - es sei denn, er wählt Trier und pendelt. Ob es nach dem Studienabschluss wieder zurückgeht, hängt von vielen Faktoren ab.
Diese und weitere Daten finden sich in der Studie Gehen-Bleiben-Wiederkommen. Sie sind Ergebnis einer Onlinebefragung unter jungen Leuten zwischen 14 und 27 Jahren. Die sind bereits einmal in einem Forum im Mai vorgestellt worden (der TV berichtete). Am Dienstag hat Jugendpfleger Guido Moll die wichtigsten Ergebnisse auch dem Verbandsgemeinderat präsentiert.
Die VG ist dabei so etwas wie ein Vorreiter, brennen tut es in dieser Hinsicht bereits überall in den ländlichen Regionen. Die Zahl der jungen Leute (bis 18 Jahre) ist in der Kommune zwischen 2002 und 2013 von 5150 auf 4048 und damit um satte 21 Prozent gesunken.
Mehr Kinder werden in absehbarer Zeit wohl nicht zur Welt kommen, also muss es in Zukunft unter anderem das Ziel sein, mehr jungen Leuten das Leben in ihrer Heimat schmackhaft zu machen. Starke Bindungen an die Familie und an Freunde, wie sie die Umfrage zutage förderte, reichen da nicht.
Das vor wenigen Tagen neu gewählte Jugendparlament mit der neuen Vorsitzenden Nina Pastor werde einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Umsetzung mancher Wünsche setzen, kündigt der hauptamtliche Beigeordnete Leo Wächter (CDU) an.
Im Vordergrund stehen dabei vermehrte Möglichkeiten für duale Studiengänge mit einem Ausbildungsbetrieb in der Region und eine bessere Mobilität. Auf der Wunschliste ganz oben steht dabei eine Schnellbuslinie nach Trier.
Nach Auskunft von Leo Wächter, dem Initiator der Studie, wird es bereits am heutigen Donnerstag zum Themas duales Studium ein Gespräch mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer und der Sparkasse geben.
Bürgermeister Ulf Hangert (CDU) setzt Hoffnung auf die Zukunft. "Die jungen Leute sind heimatverbundener als man meint. Das ist die Chance, sie hier zu halten", sagt er. Beigeordnete Gertrud Weydert (Grüne) möchte, dass die Kinder von Asylbewerbern Teil der Jugendarbeit werden. Die Möglichkeit zur Diskussion über die Studie nehmen die Vertreter der sechs Fraktionen nicht wahr.Meinung

Nicht bis zur Sintflut warten
Die Situation war ideal. Etwa die Hälfte der Mitglieder des Jugendparlaments saß bei der Sitzung des Verbandsgemeinderates unter den Zuhörern. Es wäre ein Leichtes gewesen ihnen zu sagen, dass sie mit Unterstützung der alten Hasen rechnen können. Doch leider machten nur Bürgermeister Ulf Hangert sowie die Beigeordneten Leo Wächter und Gertrud Weydert einige Anmerkungen. Der Beifall auf die Ausführungen des Jugendpflegers war in Ordnung, ein paar Worte in Richtung der jungen Leute wären noch besser gewesen. Diese Chance hat der VG-Rat verpasst. Die Kommune ist bei ihren Anstrengungen weiter als viele Nachbarn. Die Brisanz des demografischen Wandels scheint aber noch nicht in alle Ecken gedrungen zu sein. Es sieht eher so aus: Lass die mal machen, nach mir die Sintflut. c.beckmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort