Familienfeier und Vogelbörse

WITTLICH. Seit Jahren ist er im Jugendheim St. Bernhard das Mädchen für alles. Horst Bernardi kümmert sich um Wittlichs "kleine Stadthalle" – und erlebt viel Erfreuliches in seinem Beruf als Hausmeister.

"Zum ersten Mal im Leben hab' ich einen tollen Chef", sagt der Hausmeister des Jugendheimes St. Bernhard. Damit meint er Dechant Rudolf Halffmann, den Oberhirten von Wittlichs Katholiken. 1998 unterschrieb Horst Bernardi den Arbeitsvertrag mit der Pfarrgemeinde. Die Stelle war vakant, und nachdem das angestrebte Hausmeisterehepaar nicht gefunden wurde, versuchte man es mit dem Single Bernardi. Zum Glück für das Jugendheim und für ihn selbst, wie sich rasch herausstellte. Denn diesem Arbeitsplatz gingen bereits etliche andere voraus, die allesamt nicht "das Gelbe vom Ei" waren. Begeisterter Sänger und Schwimmer

Der 1951 geborene Bernardi ist ein Wittlicher Urgestein. Nach einem abgebrochenen Studium der Wirtschaftswissenschaften probierte er sich in zahlreichen Jobs ganz unterschiedlicher Richtungen aus. Heimisch hat er sich nirgends gefühlt. Nach einer schweren beruflichen und persönlichen Lebenskrise fand er wieder heraus aus der Depression. Radfahren und Schwimmen tragen ihren Teil dazu bei, dass er die Freude am Leben nun festhält. Im Wasser erzielt er erstaunliche Zeiten: 1000 Meter krault Bernardi in 23 Minuten, und am Ende einer jeden Freibadsaison schwimmt er satte drei Kilometer am Stück. Auch in dieser Hinsicht kommt ihm sein Job entgegen: "Trotz häufiger Abend- und Wochenendarbeit kann ich mir vieles selbst einteilen." Also schnell mal aufs Fahrrad oder ein paar Runden schwimmen zwischen Heckenschneiden, Stühle aufstellen, einkaufen und kochen. Außerdem liebt Bernardi es zu singen; zuhause oder im Wald genauso wie in inzwischen drei Chören: im Kirchenchor St. Bernhard, im Chor 95 und in einer neu gegründeten Schola, die sich dem gregorianischen Choral widmet. Rund ums Jahr betreut Horst Bernardi zahlreiche Veranstaltungen im Jugendheim, deren Bedeutung für das öffentliche Leben der Säubrenner sehr groß ist. Neben den kirchlichen Empfängen zu Neujahr, den gemeinsamen Frühstücken an Ostern und nach den Roratemessen im Advent muss die "kleine Stadthalle" auch herhalten, wenn der Bischof seinen Antrittsbesuch in Wittlich macht. Familienfeiern, Vogelbörsen, Versammlungen von Parteien und Verbänden und fünf Kappensitzungen pro Jahr finden hier statt. Und wenn ein "alter Narr" wie Adi Kaspari einen runden Geburtstag feiern will, welchen Ort wird er sich da wohl aussuchen? Genau, das Jugendheim. Bernardi hat den Überblick, räumt um, stellt rein und raus, kümmert sich um die Bewirtung, putzt, weist private Nutzer des Saales ein. Auch draußen kümmert er sich, mäht den Rasen, schneidet die Hecken und stellt Bank und Mülleimer wieder auf, wenn in der Nacht Randalierer ihr Unwesen getrieben haben. Besondere Freude bereiten dem Hausmeister die vielen Begegnungen mit anderen Menschen. "Da kommt gerade die Krabbelgruppe", sagt er und wechselt ein paar freundliche Worte mit Müttern und Kindern. Das bisher schönste Erlebnis in St. Bernhard sei die Aussendungsfeier der Sternsinger vor einigen Jahren gewesen. Für prächtig gekleidete Kaspare, Melchiore und Balthasare aus dem gesamten Bistum organisierte er damals Brötchen und Würstchen: 750 an der Zahl. Die bei solchen Großaktionen als ganz selbstverständlich erlebte Hilfsbereitschaft macht ihm immer wieder Spaß - trotz der harten Arbeit, die damit verbunden ist. Bernardi hat den meisten arbeitenden Menschen etwas voraus: Sein Alltag wird nicht von Mobbing, Stress und Konkurrenzdruck dominiert.

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